Rezension

Spannender Thriller, der Erinnerung an die Smoky Barret Reihe weckt

Er will sie sterben sehen - Carmen Mola

Er will sie sterben sehen
von Carmen Mola

Bewertet mit 3.5 Sternen

Lesenswerter Thriller mit ein paar Schwächen und Beginn einer wahrlich finsteren Geschichte.

In „Er will sie sterben sehen“ verfolgt man die Ermittlungen rund um den Mord an einer jungen Frau - unter anderem durch die Augen einer Spezialeinheit der spanischen Polizei. Die ist für viele „Normalo“ Polizisten schon fast so etwas wie ein Mythos und scheint sich am meisten darüber zu definieren, dass ihre fünf Mitglieder eben alle ziemlich eindrucksvolle Ermittler sind.

 

Kopf der Einheit ist Inspectora Elena Blanco. Elegant, tough, bisweilen etwas kalt, aber trotz ihres besorgniserregenden Alkoholkonsums eine höchst intelligente Kommissarin, die auch die kleinsten Hinweise und Spuren entdeckt. Unterstützt wird sie von Chesca, die in gleichen Teilen verrückt und kaltherzig ist, Orduño, einem attraktiven und besonnen Hünen, Buendía, der den Part des kautzig-liebenswürdigen Gerichtsmediziners übernimmt und Mariajo, der IT-Expertin, die gerne Enten ins Netz setzt, um sich darüber zu amüsieren, wie leichtgläubig die Menschheit ist. Abgerundet wird das ganze durch „den Neuen“, Zárate, ein „gewöhnlicher“ Polizist, der sich natürlich erst als würdig erweisen muss.

 

Man erlebt die Geschichte aber nicht nur durch die Perspektive der oben genannten Personen, es werden auch immer wieder Kapitel eingestreut, die die Sichtweisen von anderen Beteiligten darlegen. Das klingt zwar unglaublich anstrengend, allerdings sind diese Kapitel wirklich spärlich gestreut und liefern jedes Mal interessante Informationen. Da die Kapitel dazu auch noch sehr kurz gehalten sind (sage und schreibe 78 auf 447 Seiten), entwickelt sich die Geschichte in einem flotten Tempo und kann eine konstante Spannung aufrecht erhalten. Langatmige Abschnitte sucht man hier vergebens.

 

Soweit war ich auch wirklich begeistert von dem Buch, doch dann kam das letzte Viertel und was soll ich sagen? Manche Charaktere werden sich leider etwas untreu und schlüpfen in allzu klischeebehaftete Rollen. Die Puzzelteilchen fügen sich einfach ETWAS zu gut zusammen, um glaubwürdig zu sein. Das Ende ließ sich einfach nicht ohne Augenrollen hier und da lesen. Auch wenn ich so viel Happy End-Klischeegesülze eigentlich nicht leiden kann, zieht sich da noch ein sehr viel finsterer Teil der Geschichte durch das Buch, der mich auch die nächsten Teile lesen lassen wird.

 

Fazit

Auch wenn dieser Thriller ein paar mehr, ein paar weniger große Schwächen aufweist, war er doch eine bemerkenswert gute Lektüre. Ich kann nicht anders, als Ähnlichkeiten zwischen diesem Team und dem von Smoky Barret aus der Feder von Cody McFadyen zu erkennen, man schließt sie einfach alle irgendwie ins Herz. Ich kann nur hoffen, dass im nächsten Band etwas weniger Klischees verwurstet und etwas mehr mit der Originalität der Charaktere gearbeitet wird.

Wäre das Ende nicht so stumpfsinnig gewesen, hätte dieses Buch auch locker 5 Sterne von mir erhalten, so sind es aber leider nur 3,5.