Rezension

Bewegendes Lebensbild

Mama Shekinah - Hedwig Rossow, Anna Lutz

Mama Shekinah
von Hedwig Rossow Anna Lutz

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich habe gelernt, was wahre Freude und wahrer Schmerz ist. Ich habe erfahren, was Zweifeln bedeutet und wie man klagt. Und ich habe erkannt, dass Rache kein Weg ist, um Schmerz zu lindern...“

 

Dieses Zitat hat die Autorin im Vorwort ihres Buches geschrieben, eines Buches, dass ihre eigene Geschichte erzählt.

Die Autorin ist in Paraguay in einer Gemeinde der Mennoniten auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich dort deutsche Aussiedler eine neue Heimat geschaffen. In den ersten Kapiteln berichtet sie vom Leben ihrer Vorfahren und ihrer Kindheit. Schwierig war der Umgang mit dem Großvater, der am Krieg zerbrochen war. Die Autorin lernt Krankenschwester, findet im Glauben einen eigenen Weg und geht als Missionarin nach Afrika. Bei einer Weiterbildung in Großbritannien lernt sie Colin kennen und lieben. Als der in Afrika von Kindersoldaten erschossen wird, ist Hedi gerade schwanger. Sie gerät in eine Glaubenskrise.

Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Die Autorin versteht es, bildhaft zu erzählen und Wichtiges herauszuarbeiten. Das gilt insbesondere für ihren Glaubensweg. Bei einem Gespräch mit ihrer Mutter verwendet sie für das Leben das Bild eines Glases, dass sich an mehreren Stellen im Buch wiederfindet.

 

„...Es war das erste Mal, dass wir unsere Verletzlichkeit bekannten. Wir gaben zu, dass wir zerbrochene Menschen waren, undichte Gläser, aus denen das Wasser schon fast ganz ausgelaufen war...

 

Beim Zusammentreffen mit Colin kommen erst einmal die Unterschiede zum Tragen. Das betrifft nicht nur dessen Äußeres. Er ist Musiker, lebensfroh, aufgeschlossen und absolut ehrlich. Allerdings hat er auch die Schattenseiten des Lebens kennengelernt. Genau das verschweigt er nicht. Dazu gehörten Drogen. Doch er ist auch geduldig und hartnäckig. Er fliegt nach Paraguay und hält bei ihren Eltern um ihre Hand an.

Beide arbeiten zusammen in der Mission. Deutlich wird, dass es nicht einfach war, im praktischen Leben den Schritt vom Ich zum Wir zu gehen. Konflikte galt es auszuräumen. Viele Gebete und ein stilles Ringen mit Gott halfen, den Weg des Miteinander zu finden.

Und dann machten Schüsse auf das Auto und die mangelnde medizinischen Versorgung in Afrika der Zweisamkeit ein Ende. Ein Bild hat die Autorin nicht mehr losgelassen. Hier kommt das Originalzitat.

 

„...Mitten in diesem Chaos sah ich plötzlich ein kleines Mädchen. Es gehörte zu der Gruppe, stand aber einfach nur da und sah mich an. […] Ihre Augen brannten sich für immer in mein Herz. Dieses Kind wollte kein Teil der Zerstörung sein. Es wollte nach Hause...“

 

Wenige Jahre später wird Hedi mit ihrer Tochter nach Afrika zurückkehren und für Mädchen, die als Kindersoldaten missbraucht werden, eine neue Zukunft anbieten. Afrika aber wird nicht die letzte Station ihrer Lebensreise sein.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt deutlich die zwei Seiten der Mission. Einerseits fand Hedi Erfüllung in ihrer Aufgabe, andererseits ist das Leben voller Gefahren. Sie verliert in Afrika mehrere Bekannte, sei es durch Kriegsgeschehen, sei es, weil nicht rechtzeitig bei Verletzungen ein Arzt zur Stelle war. Trotzdem geht sie nach einer kurzen Zeit des Zweifelns und Kämpfens ihren geraden Weg des Glaubens.