Rezension

Das dunkle Geheimnis der Magd

Die stumme Magd
von Annette Spratte

Bewertet mit 5 Sternen

1710 Yorkshire/England. Daniel Huntington hat seine Liebe zu Pferden zum Beruf gemacht und tritt als neuer Stallmeister seinen Dienst auf dem Gestüt des Baronets Brigham an, um sich dort um das Wohl der kostbaren Tiere zu kümmern. Auf dem Gut gelingt es ihm schnell, sich einzuleben und sich mit einigen der Bediensteten anzufreunden. Dadurch erfährt er auch einiges über den jetzigen Eigentümer, der mit eiserner Hand regiert und ihm schon bald Auflagen macht. Der Grund ist eine junge Magd, die mit niemandem spricht und um die alle einen Bogen machen, während jeder ihrer Schritte vom Baronet regelrecht kontrolliert wird. Was hat es mit dieser jungen Frau auf sich und was ist ihr Geheimnis?

Annette Spratte hat mit „Die stumme Magd“ einen wunderschönen historischen Roman vorgelegt, der von der ersten Zeile an zu fesseln weiß und den Leser in eine vergangene Zeit abtauchen lässt, um die Geschehnisse auf dem Gestüt hautnah mitzuerleben. Der Erzählstil ist flüssig, farbenfroh, gefühlvoll und von Beginn an mit einer unterschwelligen Spannung versehen, der den Leser neugierig macht und an den Seiten kleben lässt, während er sich unter die Bewohner des Gutes mischt, um sämtliche Geheimnisse aufzudecken. Die Autorin hat ihrer Geschichte zudem Briefe und Tagebucheintragungen beigemischt, die ein besseres Kennenlernen des Hauptprotagonisten ermöglichen und so manche Fragen. Die bildhaften Beschreibungen des Gestütes und der Umgebung lassen während der Lektüre vor dem inneren Auge des Lesers wunderschöne Bilder entstehen. Auch der christliche Aspekt wird in diesem Roman wunderbar vermittelt, denn es geht um Vertrauen in Gott, Hoffnung und Vergebung.

Liebevoll und detailliert gezeichnete Charaktere mit Persönlichkeit, die lebendig und vor allem glaubwürdig wirken, schaffen von Beginn an eine Nähe zum Leser, der im Verlauf der Handlung mit ihnen leiden und fiebern darf. Daniel ist ein offener Mann mit einem starken Glauben, der seine Arbeit mit den Tieren liebt, aber auch den Menschen um ihn herum viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft entgegen bringt. Annabelle wurde lange Zeit wie eine Aussätzige behandelt und muss ein schreckliches Trauma verarbeiten. Erst langsam traut sie sich aus ihrem Schneckenhaus, um wieder Vertrauen zu fassen, welches bis dahin nur einer Schimmelstute vorbehalten war. Riley ist ein sehr unangenehmer Mann, der mit Härte durchgreift und dafür vor nichts zurückschreckt. Aber auch Pete, Russel, Chauncey sowie die zahlreichen Bediensteten des Gutes machen die Handlung durch ihre Auftritte abwechslungsreich und spannend.

„Die stumme Magd“ ist ein wunderbar tiefgründiger Roman vor historischem Hintergrund, der neben einer Liebesgeschichte auch kriminalistische Elemente in sich vereint. Der Besuch auf dem adligen Gestüt sowie das Aufdecken eines alten Geheimnisses machen diese Lektüre zu einem wahren Genuss. Absolute Leseempfehlung!