Rezension

Märchen aus der Modebranche mit warnender Botschaft

Meat Market - Juno Dawson

Meat Market
von Juno Dawson

Bewertet mit 4 Sternen

'Meat Market - Schöner Schein' von Juno Dawson ist ein unterhaltsames Buch, das in der Modebranche spielt. Die englische Autorin Juno Dawson, die als James Dawson geboren wurde, hat schon zahlreiche Bücher geschrieben, die oft Themen aus dem LGBTQ-Bereich behandeln und wurde 2014 mit dem 'Queen of Teen' Award ausgezeichnet. Auch 'Meat Market' richtet sich eher an ein jüngeres Lesepublikum. 

Protagonistin Jana wird kurz vor ihrem Schulabschluss überraschend gescoutet und mit einem androgynen Styling über Nacht zum vielgefragten Model und neuem Superstar ihrer Agentur. Plötzlich reist sie durch die ganze Welt, von Casting zu Shooting zu Casting, lernt die Branche und ihre Kollegen inklusive ihrer Tricks kennen und versucht, in einem Balanceakt ihrer Familie, ihrem Partner und ihren Freunden trotzdem noch gerecht zu werden.

Ziemlich schnell und deutlich kommt Dawson auf den Punkt, wenn sie auch negative Seiten und kritische Praktiken im Model-Business beschreibt. Hier hätte man sich als Leser teilweise deutlichere Reflexionen der Akteure wünschen können, doch ist die Darstellung so wie sie ist sicherlich authentisch. Zum Schluss des Buches nimmt auch eine mit #MeToo verwandte Thematik Raum im Buch ein und sendet somit eine deutlich Warnung und Aufforderung an junge Models, damit sie sich selbst und andere schützen bzw. verteidigen. 

Der Roman ist so aufgebaut, dass die Erzählung zwischendurch von Dialogen unterbrochen wird, die von Jana und einem zuerst unbekannten Gesprächspartner rückblickend das Geschehen kommentieren. Das ist einerseits 'didaktisch' gut (Dawson war ja auch mal Lehrer/in ;)), weil der Leser so aufmerksam auf Warnzeichen in dem Geschilderten achtet, andererseits wird hier auch mal Bezug auf etwas genommen, dass dann in der Erzählung gar nicht aufgegriffen wird, was etwas verwirrt bzw. ratlos macht. Generell sorgen diese Einschübe aber für eine Auflockerung und dienen der kritischen Auseinandersetzung mit dem Text, was ja sicherlich - dem Titel nach zu urteilen - ein Anliegen der Autorin ist.

Trotz der Darstellung der Gefahren des Business und auch mit der - lobenswerten - Sammlung von realen Anlaufstellen für Hilfe am Ende des Buches ist der Roman kein 'abschreckendes Beispiel'. Dazu verläuft es für Jana letztlich doch alles zu glatt und zu gut. Für mich kollidiert das ein bisschen mit dem Titel und der - eigentlich - aufrüttelnden Story. Weil ich deshalb das Gesamtpaket einfach nicht stimmig finde, gibt es einen Stern Abzug. Ein richtig kritischer Roman, in dem die Protagonistin nicht am Ende doch zu beneiden gewesen wäre, oder eine komplett kitschige Erfolgsstory hätte ich in dem sehr lesenswerten Stil von Juno Dawson dann vielleicht 'runder' gefunden.