Rezension

Komplexer Krimi

Maimorde - Angelika Godau

Maimorde
von Angelika Godau

Bewertet mit 5 Sternen

„...Du warst mal eine mega Frau, Melanie, eine stolze Rose, die ich bewundert habe. Heute bist du nur noch ein Veilchen, sittsam, bescheiden und rein, ein blasses Blümchen, das keiner mehr sieht...“

 

Mit diesen Worten charakterisiert Torben seine Schwägerin Melanie. Sie war eine begabte Juristin, doch die Ehe hat ihr nicht gut getan. Sie hat sie gebrochen, auch weil Kinder ausblieben, die die Schwiegereltern am liebsten herbeigesehnt hätten. Ihr blieb die Flucht in den Alkohol. Nun ist sie seit kurzem trocken – und schwanger. Der Gynäkologe allerdings ist auf Grund der Vorgeschichte gar nicht begeistert. Allerdings ist er wenige Stunden später tot. Und gefunden wird er ausgerechnet vom Detektiv Detlev Menke. Der stolpert nicht das erste Mal über eine Leiche.

Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Der gewinnt seine innere Spannung durch die komplexen Beziehungen der Protagonisten.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Das Besondere daran ist, dass Detlev seinen Part als Ich – Erzähler selbst wiedergibt.

Neben der Aufklärung der Verbrechen geht es auch darum, was alles passieren muss, dass eine selbstbewusste und intelligente Frau zu ihrem eigenen Schatten wird. Wann war es für den Absprung zu spät?

Roger, ihr Mann, ist der Typ Muttersöhnchen. Als Ehemann fällt er in die Kategorie „ungeeignet“.

Auch die weiteren Personen, die eine tragende Rolle spielen, gewinnen nur wenige Sympathiepunkte. Da wäre Julia, die Frau des Toten. Die kennt Detlev besser, als ihm lieb ist.

Kurze Charakteristik: schöner Schein und nichts dahinter. Als Detlev sich mit ihr über Melanie unterhält, deren Freundin sie war, fast er zusammen:

 

„...Hm, wer dich als beste Freundin hat, braucht keine Feinde, oder? Ich meine, viel Mitgefühl höre ich aus deinen Worten nicht raus...“

 

Das zeigt auch, dass Detlev ziemlich geradezu ist. Er hält mit seiner Meinung selten hinter dem Berg.

Zwei Personen aus dem Ermittlerteam gehören zu den Lichtblicken im Buch. Das ist zum einen Peter Pawenka, der Chef, der nicht nur gut mit seinen Leuten umgehen kann, sondern durch seinen schwäbischen Dialekt auch für lokale Authentizität sorgt. Außerdem hat er seinen sehr trockenen Humor, den er bei der Beerdigung des Gynäkologen beweist.

 

„… Hier können sich ein Dutzend Täter aufhalten, ohne dass wir die entdecken würden […] Wenn ich mal sterbe, will ich einen solchen Almabtrieb bestimmt nicht haben...“

 

Nebenbei bemerkt, mag ich auch seine Lebensweise.

 

„...Wir sind zarte Pflänzchen, musst du wissen, wir tun viele dumme Dinge, um euch Frauen zu imponieren. Nicht immer gleich draufhauen, wäre eine Möglichkeit, eine Beziehung wachsen zu lassen...“

 

Zum zweiten ist es Sandmann, der Tabea gekonnt die Meinung sagt. Oberkriminalkommissarin Tabea Kühn ist Detlevs Freundin, und sie bremst den wiederholt aus. Es fühlt sich so an, als habe sie in der Beziehung die Hosen an. Übrigens waren auch Pawenkas obige Worte an sie gerichtet. Dabei ahnt Pawenka in dem Moment noch nicht, welch entscheidende Rolle seine Worte ebenfalls in dem Fall spielen.

Natürlich versucht Detlev sein Bestes, um bei den Ermittlungen mitzumischen. Dabei kommt er erneut nicht ohne Blessuren davon.

Das Ende wartet mit einer handfesten Überraschung auf.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.