Rezension

Interessante Reisebeschreibung

Paincakes und andere Kuriositäten - Elyseo Da Silva

Paincakes und andere Kuriositäten
von Elyseo da Silva

Bewertet mit 4 Sternen

„...Allen Pilgern des Camino de Santiago dürfte ein Phänomen bekannt sein, das für Außenstehende schwer nachvollziehbar ist: Was uns Peregrinos selbstverständlich erscheint, all die Erlebnisse, die wir auf den Weg teilen, ist schwer in Worte zu fassen...“

 

Trotzdem hat es der Autor versucht. Seine Pilgerwanderung ist die erste von vier Reisebeschreibungen, an denen er mich teilnehmen lässt. Im Mittelpunkt stehen dabei die vielfältigen Begegnungen, die entscheidend dafür sind, ob man das nächste Stück des Weges allein geht oder sich Begleiter sucht. Wie überall gibt es angenehme und weniger angenehmer Zeitgenossen, Schweiger, Plappermäuler, Besserwisser.

Seine Gedanken hat der Autor kursiv gefasst. Einer davon lautet:

 

„...Du bist ein interessanter Mensch und wer das nicht erkennt, der hat es schlichtweg nicht verdient, dass du dich mit ihm abgibst...“

 

Gut herausgearbeitet wird, dass es einen entscheidenden Moment gab, wo die Reise zu spirituellen Reise wurde. Das geschah, als sich der Autor zunehmend selbst mit einbrachte und in den Unterkünften aktiv wurde.

Die Schwierigkeiten mit dem Wetter, die Probleme in den Herbergen und die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Herbergsbesitzer wurden nicht verschwiegen. Detailgenau darf ich Tag für Tag an den Erlebnissen und Erfahrungen teilnehmen.

Der Schriftstil ist anschaulich, häufig sachlich beschreibend und ab und an von feinem Humor durchsetzt.

Die zweite Reise führt nach Kanada zu John, den der Autor auf den Pilgerweg kennengelernt hat. Sie ist relativ kurz. Hier haben mich besonders die Naturbeobachtungen beeindruckt.

 

„...Am Strand beobachtete ich einige Otter, die im Wasser plantschten, über mir kreisten Möwen und für den Fall, dass ich einem Bären begegnen würde, hatte ich mir bereits Johns Strategie angeeignet: bellen und mich groß machen...“

 

Die dritte Reise geht nach Indien. Positiv aufgefallen sind die Freundlichkeit der Leute und ihr Lächeln. Nachteilig kann es werden, dass es kaum die Möglichkeit gibt, allein zu bleiben. Als Europäer gilt man als wohlhabend und bekommt deshalb permanent die Dienste der Einheimischen angeboten. Der Autor wird mit den ärmlichen Lebensverhältnissen junger Leute konfrontiert und konstatiert:

 

„...Ich genoss die Gesellschaft dieses Jungen, der in solch unglaublichen Verhältnissen aufgewachsen war und trotzdem eine solche Lebensfreude und einen solchen Optimismus ausstrahlte...“

 

Was mich persönlich stören würde, ist die mangelnde Sauberkeit.

Die letzte Reise führt über Tbilissi, Jerewan, Istanbul in den Iran. Hier halten sich positive und negative Erfahrungen fast die Waage. Vor allem in Georgien schließen sich das Trinken von Schnaps und anschließendes Autofahren nicht aus. Auf der Reise lerne ich Naturschönheiten kennen sowie verschiedene Feste und Feierlichkeiten kennen.

Einmal hat der Autor einige Regeln für Reisende aufgestellt. Eine davon lautet:

 

„...Lobe den Tag nicht vor dem Abend. Du weißt nie, was noch kommen wird...“

 

Diese Erfahrung musste er öfter machen. Überraschend waren seine Eindrücke vom Leben im Iran, das sich wesentlich anders gestaltete, als es europäische Zeitungen schildern.

 

„...Egal, wohin ich auch ging, die Menschen begrüßten mich lächelnd, erkundigten sich, woher ich käme oder warfen mir einfach nur ein Welcome to Iran entgegen...“

 

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es schenkt mir Einblicke in das Alltagsleben verschiedener Länder aus der Sicht eines Reisenden, der Wert auf den Kontakt mit den Einheimischen legte und auch außerhalb typischer Touristenpfade unterwegs war.