Rezension

Innovatives und optisches Stil- und Erzählmittel

2084
von Nick Lubens Tom Dekker

Bewertet mit 3 Sternen

Erster Satz

Es war kein normaler Morgen im Leben von Florentina Morena.

Meinung

Ohne Erinnerung an die letzten Jahre findet Florentina sich unter lauter Fremden wieder. Ihr Versuch etwas über sich und den Geschehnissen vor ihrer Amnesie herauszufinden, stellt sich als äußerst schwierig heraus. Die Regeln der Partei im Land, aber auch die alles überwachende KI stellen sich ihr mit allen Mitteln in den Weg.

Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt, welche auch rein optisch schon auffallen. So gibt es ein weißes und ein schwarzes Cover und das Buch lässt sich von beiden Seiten lesen. Die größte Überraschung ist jedoch, dass es egal ist mit welcher Seite der Leser anfängt. Dieses Stilmittel ist innovativ, interessant und gut eingesetzt. Erzählt wird Florentinas Geschichte von einem personalen Erzähler, der Schreibstil war angenehm und flüssig.
Im Jahre 2084 herrschen überall auf der Welt strenge Diktaturen, Überwachung des Volkes gehört zum Alltag und die Umwelt geht immer weiter den Bach runter - so auch in Deutschland. Das Land ist von einer hohen Mauer umgeben, um ausländische Einwanderer fernzuhalten und die eigene Bevölkerung im Land festzuhalten. Die Infrastruktur im Land bricht immer weiter ein, eine Meinungsfreiheit existiert nicht mehr, ebenso wie ein selbstbestimmtes Leben. Zusammen mit Florentina, die als Jugendliche ein wohlbehütetes Leben, fernab sozialer Probleme führte, entdeckt der Leser immer neue eingriffe in den freien Willen der Bewohner des Landes. Dabei wird klar, wie leicht es ist, Menschen zu manipulieren und ihnen schlechte Dinge, als gute zu verkaufen.
Definitiv eine spannend gesponnene, düstere Zukunftsvision, die sich jedoch leider ab und zu in eher unwichtigen Momenten verliert und durch ungleichmäßige Zeitsprünge unterbrochen wird, in denen Abläufe passieren, die ich als Leser doch eher ausführlicher erfahren hätte.

Charaktere

Bis auf Florentina wechseln die vorkommenden Charaktere oft durch und so richtig tiefgründig waren die wenigsten. Es werden viele nur beiläufig angekratzt, einige verschwinden ohne viel Aufsehen in der Versenkung. Dies gehört zwar zur Geschichte, aber in dieser Hinsicht hätte ich mir doch etwas mehr Nachforschungen von Florentina selbst gewünscht.
Sie zeigt zwei Seiten der Parteiunterdrückung auf, einerseits lässt sie es über sich ergehen, ohne negative Aspekte zu sehen, andererseits wird sie zur radikalen Gegenspielerin und wehrt sich gegen das Regime. Im Großen und Ganzen war sie mir sympathisch, aber sie hatte auch ihre naiven Momente in denen ich nichts mit ihr anfangen konnte.

Fazit

Die wichtigen und unwichtigen Informationen sind manchmal leider vertauscht wurden, dafür ist jedoch die Idee und die optische Umsetzung sehr gelungen und innovativ. 3 Sterne