Rezension

Mädchen und Rosamund

Neandertal -

Neandertal
von Claire Cameron

Bewertet mit 4 Sternen

ein empfehlenswerter Roman über zwei Frauen, "die Jahrtausende voneinander trennen und die doch eine gemeinsame Geschichte haben".

Die schwangere Archäologin Rosamund möchte unbedingt die Neandertal-Artefakte bergen, bevor ihr Kind zur Welt kommt. Dieser Fund verspricht eine Sensation, denn es sind zwei Skelette, die gefunden wurden: das eines modernen Menschen und das einer Neandertalerin. Um das Leben dieser Neandertalerin geht es in Claire Camerons Roman. Wie hat Mädchen, so wird sie genannt, gelebt und was hat sie erlebt? Claire Cameron beschreibt dieses Leben als einen Kampf ums Überleben, was absolut gelungen ist. Dabei waren Instinkte und Triebe wichtig, es ging um die Befriedigung der elementarsten Bedürfnisse. Mädchen ist Teil eines kleinen Clans, zu dem Mutter, die weiß, dass sie nicht mehr lange leben wird, zwei ältere Brüder, die Junge und Krumm genannt werden sowie Mickerling, ein angenommenes, schwächliches Kind, das wenig Ähnlichkeit mit den Mitgliedern des Clans hat. Jeder hat seine Aufgaben bei der Beschaffung der Nahrung und zur Bewältigung des täglichen Lebens, das sich dem Jahreskreis unterordnet. Mädchen ist die Stärkste, auch wenn ihr das nicht bewusst ist.

In einer zweiten Zeitebene begleiten wir Rosamund während ihrer Schwangerschaft bei den Ausgrabungen. Dieses Schwangerschaft stellt eine Parallele zu Mädchen dar, die ebenfalls schwanger und allein auf sich gestellt ist. Rosamund ist ehrgeizig. Sie erkennt die Bedeutung ihres Fundes, wenn sich herausstellt, dass die beiden Skelette tatsächlich aus einer Zeit stammen. Den darauf resultierenden Ruhm will sie auf keinen Fall teilen. Da kommt eine Babypause mehr als nur ungelegen, zumal es in der Partnerschaft auch finanzielle Probleme gibt. Das lässt sich alles gut nachvollziehen, ebenso wie ihre postnatale Depression. Völlig überflüssig fand ich allerdings die ausführliche Beschreibung der schweren Geburt, was vielleicht aber auch daran liegt, dass Rosamund in einem französischen Krankenhaus mit geschultem Personal entbindet, während Mädchen die Geburt mutterseelenallein erlebt. Rosamund wird nicht besonders sympathisch beschrieben. Erst im letzten Kapitel ändert sich das, als Rosamund erkennt, was Mädchen und sie oder uns verbindet: "Wir gleichen uns so sehr."

Das Cover finde ich sehr gelungen: ein Blick aus einer Höhle in die Landschaft, flankiert von zwei Gesichtern im Profil.

Fazit: ein empfehlenswerter Roman über zwei Frauen, "die Jahrtausende voneinander trennen und die doch eine gemeinsame Geschichte haben".