Der Winter des Missvergnügens
Bewertet mit 4 Sternen
Der französische Schriftsteller Thomas Reverdy lässt seinen Roman in England ab 1978 handeln und erwähnt viele Merkmale und Ereignisse der Zeit. Der Übergang der siebziger in die achtziger Jahre ist mit ein Thema des Buches. Das Leben wurde härter und weniger sozial. Dieser Bruch einer Ära wirkte sich bis heute aus.
Ein echtes Gefühl dieser Zeit und ihrer Stimmung stellt sich jedoch anfangs relativ wenig ein, später wird das deutlich besser und immerhin werden die Kapitel mit Bands und wichtigen Songtiteln versehen. Das bildet den Soundtrack des Romans und trägt dann doch einer zeitlichen Assoziation bei.
Ein auktorialer Erzähler erzählt in lapidaren Ton, der mir nicht gerade behagt. Aber das ist auch Geschmackssache. Eine gute Prise Humor entschädigt ein wenig.
Aber an dieser Erzählhaltung leidet auch die Figurenzeichnung teilweise. Candice, eine Fahrradkurierin und Jones, ein arbeitsloser Musiker sind keine schlechte Figuren, aber es dauert zu lange, bis man ihnen nahekommt.
Candice Temperament, ihre Leidenschaft und Engagement bei dem was tut, z.B. die Schauspielerei, gefallen mir gut. Sie ist klar die führende Figur im Roman.
Die fast spürbare Körperlichkeit der Beschreibungen gehören zur Stärke des Romans.
Auch die sozialkritische Komponenten des Buches sollte man nicht unterschätzen
Am Ende war ich mit dem Roman zufrieden.