Rezension

Joseph Haydns mysteriöse Spuren

Das Haydn-Pentagramm -

Das Haydn-Pentagramm
von Anria Reicher

Bewertet mit 5 Sternen

Nach vier Jahren Autorinnenarbeit ist das Haydn Pentagramm fertig.
Worum geht's?

Es geht ganz viel um Musik, um Liebe, Romantik, um die junge erfolgreiche Cellistin Estrella Pérez, die im Flugzeug den Literaturnobelpreisträger Manuel Maria Gomez kennenlernt, der ihr einen Umschlag gibt, mit der Bitte, auf diesen gut aufzupassen. Auf dem Weg vom Flughafen nach Wien kommt Estrella allerdings der Inhalt des Umschlags – offenbar ein Original-Notenblatt Haydns von unschätzbarem Wert – unter seltsamen Umständen abhanden. Und noch während sie in Wien (und später auch in Eisenstadt) mit ihrem Jugendfreund Peter (ja, eine Love-Story gibt es auch) auf die Suche nach dem wertvollen Notenblatt geht, wird Gomez in Mexiko-City in seiner Wohnung ermordet. Geheime alte Notenskizzen, Verschwörungen, die Freimaurer und Morde, blutiges Pentagramm inklusive. Und natürlich geht's um Joseph Haydn, den Komponisten.

Haydn, die Freimaurer, die Illuminaten und die Orphiker – für jeden was dabei.

Estrella, dieses kleine zierliche schreckhafte Mädchen und so schüchtern. Sie lächelte Peter zaghafte an und griff nach seiner Hand. Schließlich hatte er vor drei Jahren seinen Kopf zwischen ihren Beinen. Oh qué dulce. „Bitte Peter, nimm mich in den Arm“ und er war in ihr Bett gestiegen… Am liebsten hätte sie Peter beiseite genommen, um über die vergangene Nacht zu sprechen, aber sie traute sich nicht; oh, wie scheu sie ist.
Die Schilderung der Protagonistin, diese Gratwanderung, sie einerseits als hochbegabte junge Frau, als Musikerin von Weltklasse zu beschreiben, die andererseits aber eine zutiefst unsichere Persönlichkeit ist, die mit ihren eigenen Dämonen, ihren Ticks und ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen hat.

In Mexiko-City ermittelt Comisario Ramírez mit seinem Team im Mordfall Gomez. Ihn beschleicht das Gefühl, dass dort ein Maulwurf sein Unwesen treibt. Ein Gringo vom CIA macht ihm das Leben schwer. „Überall lugen lose Enden hervor, und er hatte keine Ahnung, wie und wo er weiter machen sollte,“ Comisario Ramírez (S. 192).

Die Burgenländerin Anria Reicher hat ihr Romandebüt im Musik-Kosmos angesiedelt. Über Haydn und die Lücken bzw. Mythen seiner Vita weiß Anria Reicher dank ihres Vaters nämlich bestens Bescheid. Ihr Vater Walter Reicher, war 30 Jahre lang Intendant der Haydn-Festspiele im österreichischen Eisenstadt/Burgenland. Anria Reichers Verbindung zu Haydn begann in frühester Jugend; mit sieben Jahren trat sie als Statistin in einer Haydn-Oper auf. „Geschichten Ende nie, die man alle gar nicht in einem einzigen Buch unterbringen kann.“ Weshalb Anria Reicher auch eine Trilogie plant und bereits am zweiten Teil schreibt.

Das Cover stellt die Wiener Kirche Maria vom Siege, einen neugotischen Backsteinkuppelbau dar. Ursprünglich eine römisch-katholische Pfarrkirche wurde sie 2015 der koptisch-orthodoxen Kirche geschenkt.