Rezension

Mord und Tod im Märchenland

Mordsmärchen -

Mordsmärchen
von Franziska Steinhauer

Bewertet mit 4 Sternen

„...Mädchen, die Zeit des Feierns und Flitzens ist vorbei. Such dir einen guten Mann, heirate, geh arbeiten, zeig Verantwortung. Falls dir das in den nächsten zwei Jahren nicht gelingt, gehst du leer aus...“

 

Diese Worte aus dem Testament ihrer Tante bringen Rosi zum Schäumen. Wer verzichtet schon gern auf 24 Millionen Euro? Eine Arbeit und ein Mann muss her.

Was sich auf den ersten Blick wie eine ganz normale Gegenwartsgeschichte liest, ist die Umsetzung des Märchen von König Drosselbart in unsere Zeit. Allerdings nahm sich die Autorin damit viel Freiraum.

Die Anthologie enthält noch weitere 13 Märchen. So unterschiedlich wie die verwendeten Märchen sind, ist dabei auch der Stil der Erzählungen. Jeder Autor bringt sich auf seine ganz persönliche Art ein. Bei den meisten allerdings geht es heftig zur Sache. Mord und Totschlag spielen die Hauptrolle. Es kann durchaus ziemlich blutig sein.

 

„...Auch wenn Sie mich tausendmal strafend ansehen, Herr Kommissar. Ich habe die Tochter von Frau Holle nicht umgebracht...“

 

Das Märchen, das hinter diesem Kurzkrimi steht ist klar. Hier wird in Form eines Verhörs erzählt. Dadurch kommt die Geschichte schnell auf den Punkt. Ob es wohl ein Zufall ist, dass der Hauptkommissar Grimm heißt?

 

Auch die Lieder der vier Bremer Stadtmusikanten passen bestens in unsere Zeit:

 

„..Oh, ihr Wohnungsbauhyänen

Bietet Luxusbleiben an

Treibt die Mieten in die Höhe

Wo bleibt da der arme Mann?...“

 

Manche strotzen vor schwarzem Humor. Und eigentlich positive Märchenfiguren zeigen plötzlich eine völlig andere Seite.

Doch auch ein gewisser trockener Humor oder Sarkasmus, kommen vor. Deshalb zitiere ich nun aus meiner Lieblingsgeschichte „Der Meisterdieb“. Ich mag es nicht so blutig, liebe dafür aber unerwartete Überraschungen.

 

„...Mein Alter war nie einer ehrlichen Arbeit nachgegangen. Damit wir drei Kinder wenigstens etwas zu essen hatten und manchmal Strom aus der Steckdose kam, hatte meine Mutter sich meistens in mehreren Jobs gleichzeitig gequält...“

 

Jede Geschichte vorangestellt ist eine ganzseitige Schwarz – Weiß – Zeichnung, die das Geschehen illustriert.

Am Ende finden sich kurze Lebensläufe der Autoren.

Das Buch hat mir sehr gtu gefallen. Die Idee wurde gekonnt umgesetzt.