Rezension

Eileens Neuanfang

Ein Band, das nie zerreißt -

Ein Band, das nie zerreißt
von Dineke Epping

Bewertet mit 5 Sternen

ein wunderbarer Roman über Schuld, Vergebung, Liebe, Gier, Verlust und Neuanfang, kurz über das Leben

Ende des 19. Jahrhunderts verlässt die Schneiderin Eileen Brady die Stadt, um sich nach dem Tod ihrer Schwester im ländlichen Almsbrick ihrer Vergangenheit zu stellen. Im Dorf wird sie freundlich aufgenommen und macht sich schnell einen Namen als talentierte Schneiderin. Sie freundet sich mit Moira an, deren Cousin Matthew vom Soldatendienst zurückkommt. Der sympathische und attraktive, aber unnahbare Matthew weckt Eileens Interesse, aber sie hat ein Geheimnis.

„Ein Band, das nie zerreißt“ ist der erste Roman der Niederländerin Dineke Epping, der auf Deutsch erschienen ist. Dineke Epping hat eine besondere Leidenschaft für das viktorianische Zeitalter.

Der flüssige und gut lesbare Stil von Dineke Epping macht diesen 640 Seiten starken Roman zu einem besonderen Schmöker. Von Beginn an sind die beschriebenen Situationen und Charaktere gut vorstellbar. In der ersten Szene muss sich Eileen mit einer besonders anspruchsvollen Kundin auseinandersetzen, was ihr ausgezeichnet gelingt. Sie hat ein besonderes Talent, mit Menschen umzugehen, was sich im Laufe der Geschichte immer wieder bestätigt. In ihrer bescheidenen und freundlichen, aber selbstbewussten Art ist sie überall gern gesehen, auch wenn einige Damen des Ortes ihre gesellschaftliche Stellung mit Überheblichkeit deutlich zu machen. Lebendig beschrieben werden auch die anderen Protagonisten, die junge Witwe Moira, die nicht nur diesen Schicksalsschlag erleidet, Rosie, die unendliches Vertrauen in ihren Mann Tom hat, Tom, der unerschütterlich zu seinem Freund Matthew hält, der Bäcker Josef, der nach dem Tod seiner Frau seine Tochter Beth allein erzieht und Moiras unsympathischen Schwager Leonard Trench. Nicht zu vergessen Matthew, der die schrecklichen Szenen des Krieges nicht vergessen kann. Seine Traumata beschreibt Dineke Epping sehr eindrücklich, so dass Matthews Verhalten und sein Handeln verständlich werden. Natürlich spielt der Glaube eine wichtige Rolle. Der Autorin gelingt es hervorragend, diesen Glauben wie selbstverständlich einfließen zu lassen, weil er einfach ein Teil des damaligen Lebens war.

Da Dineke Epping gern den damaligen Lebenswelten auf den Grund geht, wie uns der Klappentext verrät, habe ich viel über die damalige Mode und Garderobe sowie die Landwirtschaft gelernt.

Das Cover in seiner pastellfarbenen Gestaltung zeigt eine junge Frau an einer Tretnähmaschine und passt perfekt zum Inhalt.

Fazit: ein wunderbarer Roman über Schuld, Vergebung, Liebe, Gier, Verlust und Neuanfang, kurz über das Leben