Rezension

Krimi, Heimatroman, Thriller – grandioser Mix mit eindrücklichem Schreibstil und düsterem Setting

Talberg 1977 -

Talberg 1977
von Max Korn

Bewertet mit 4 Sternen

Maria, 72, wird im Dorf von allen als „die Hex´“ betitelt und wenn jemand krank wird oder stirbt, ist immer erst mal Maria Schuld. Andererseits kommen die Leute zu ihr, wenn sie Hilfe bei einem medizinischen Problem benötigen, welches im Verborgenen bleiben soll. Seit nunmehr 30 Jahren lebt sie in einer Hütte auf einer Waldlichtung, nahe Talberg und doch so weit weg, dass sie ein Eremitendasein führt. Eines Tages kommt ein angeblicher Pilgerer bei Maria vorbei, der in ihrer Scheune übernachten möchte. Er kommt ihr komisch vor, doch sie lässt ihn gewähren. Am nächsten Tag ist er spurlos verschwunden. Das ruft die Polizei auf den Plan in Gestalt von Inspektor Walter Göhring. Und nun nimmt das Unheil seinen Lauf, denn es wird eine zerstückelte Leiche gefunden und die Metzgertochter wurde offensichtlich vergiftet und schwebt in Lebensgefahr. Wer war der Pilgerer? Wer ist der Mörder? Wer hat das Mädchen vergiftet? Und vor allem: warum?

Die Geschichte spielt sich im Jahr 1977 ab. Dennoch springt der Autor zwischen den vielen Jahren (1906, 1920, 1945, 1947, 1955, 1977) hin und her und der Leser wird so immer tiefer in die Zusammenhänge geführt. Immer mehr erfahre ich darüber, warum Maria so abgeschieden lebt, was sie alles durchgemacht hat, wer ihre Familie ist etc. Und nahezu von Anfang an treibt mich die Frage um: was verbirgt Maria in ihrem Keller? Dieses Geheimnis wird gelüftet, bis dahin durchlebe ich eine überaus düstere, atmosphärische, bedrückende, fesselnde, spannende Geschichte, die mich wirklich in ihren Bann ziehen konnte. Es gibt Parallelen zu Band 1 und auch Erwähnungen von Personen/Zusammenhängen aus dem ersten Teil, der vor mehr als 40 Jahren spielte, dennoch ist das hier eine eigene Geschichte.

Es geht letztlich um diesen Ort – um Talberg – den Titel der Buchreihe. Dieses Dorf ist düster, bedrückend und lastet irgendwie schwer auf der Seele – auch beim Lesen.

Seite 247: „Wir alle hier sind verflucht. Verflucht, Leid zu ertragen.“

Seite 248: „Und? Spüren Sie schon seinen Schatten [Anm.: den des Ortes] auf Ihrer Seele? Spüren Sie ihn?“

„Vierundneunzig Jahre fließt das Gift dieses Ortes bereits durch meine Adern“

Wie auch in Teil 1 ist der Schreibstil besonders. Nicht ganz leicht, weil einfach anders und dennoch mit einer Sogwirkung, die mich beeindruckt hat. Auch hier herrscht eine düstere, beklemmende Stimmung, die mich nicht kaltlässt. Das vielfache Hin- und Herspringen in der Zeit verlangt mir eine höhere Aufmerksamkeit ab, wodurch ich noch bewusster gelesen habe, also sonst. Auch deswegen, weil nicht alles zu 100% präsentiert wird, sondern man auch zwischen den Zeilen viel erfährt. 

Schön finde ich die Auflistung der beteiligten Personen ganz vorne im Buch – diese habe ich immer mal wieder zu Rate gezogen. Das Cover ist gut gewählt, strahlt es doch eine gewisse Düsternis aus.

Von mir für diesen genauso außergewöhnlichen 2. Teil: 4 von 5 Sternen und eine Empfehlung für diejenigen unter euch, die düstere, sehr atmosphärische (Krimi-)Romane mit einem ordentlichen Schuss „mal was anderes“ mögen. Dass ich nun auch noch Teil 3 lesen MUSS, dürfte klar sein.