Rezension

Der Brief

The Yellow Birds - Kevin Powers

The Yellow Birds
von Kevin Powers

Bewertet mit 4 Sternen

John Bartle ist erst 21 als er von der US-Army in den Irak geschickt wird und sein Kamerad Daniel Murphy sogar erst 18. Auch die Vorgesetzten der Beiden sind nicht viel älter. Krieg im Irak ist ja gerade keine Pilgerfahrt. Zwischen Langeweile und akuter Gefahr kann es keine Balance geben. Wie werden die jungen Leute die Kriegserlebnisse ertragen und verarbeiten. Ist das überhaupt möglich? Was wenn sympathische Kameraden neben einem in die Luft fliegen, was wenn menschliche Bomben auf der Straße liegen. Nach seiner Rückkehr fühlt sich John jedenfalls alles andere als heldenhaft, er fällt in eine tiefe Depression.
Am letzten Tag des Jahres war dieses Buch keine leichte Kost, wie man vielleicht schon aus der Thematik ersehen kann. Kriegserlebnisse zu verarbeiten, ist ein schweres Brot. Viele Veteranen benötigen Jahre, um wieder am normalen Leben teilnehmen zu können, manche schaffen es nie. Mit brutaler Deutlichkeit werden hier die Vorkommnisse während des Einsatzes geschildert. Sogar als relativ unbeteiligter Leser bekommt einen Eindruck von dem Einfluss, den die Ereignisse auf die Persönlichkeit der Soldaten haben. Man erschrickt ob des jugendlichen Alters der Kombattanten. Eine noch ungeformte Seele muss ja fast an dem Erlebten zerbrechen. Viel schwerer verständlich waren für mich die Berichte Johns nach seiner Rückkehr. Zu wenig verstehe ich in Kriegsdingen zwischen den Zeilen zu lesen. Daher bleibt dieser Teil für mich selbst nach der Lektüre der Zusatzinformationen in dem Buch seltsam offen. Was habe ich nicht deuten können oder was wurde verschwiegen? Dennoch ein sehr überzeugendes Buch über den Schrecken des Krieges.