Rezension

Ruhig aber faszinierend!

Ein Schritt zu weit - Louise Doughty

Ein Schritt zu weit
von Louise Doughty

Ich würde „Ein Schritt zu weit“ als sehr ruhigen Spannungsroman bezeichnen, in dem das Geschehen und die Gedankengänge der Protagonistin aus der Ich-Perspektive ausführlich, feinfühlig sowie einsichtsvoll beschrieben werden. Das erzeugt einerseits einen starken emotionalen Widerhall und eine greifbar beklemmende Atmosphäre, andererseits schreitet das Geschehen dadurch langsam voran.

Für mich ist es kein Buch, das einen einsaugt, und zwingt immer weiter Umblättern, denn ich empfand die Spannung dafür als zu subtil und das Tempo als zu gemächlich.

Interessant sowie erschütternd ist die Handlung aber auf jeden Fall: eine Ehefrau und Mutter mittleren Alters beginnt eine heimliche Affäre, und dann bringt ein furchtbarer Zwischenfall ihr ganzes Leben durcheinander – zuerst auf eine persönliche Art und Weise, dann auf öffentliche, allumfassende…

Ihr Ehemann, ihr Geliebter, ihr Job, ihre Freiheit – plötzlich steht alles auf dem Spiel!

Es geht um Illusionen, Hoffnungen, Enttäuschungen, himmelhochschreiende Ungerechtigkeiten, menschliche Abgründe, und darum, dass nichts bzw. niemand ist, was es/er/sie zu sein scheint…

Die ausgeklügelte Dramaturgie sorgt für eine anhaltende unterschwellige Spannung, und die rätselhafte Geschichte ist facettenreich sowie wendungsreich gestaltet. Zum letzten Drittel hin wird die Handlung ausgesprochen überraschend und dramatisch