Rezension

Wenn Idealismus in Fanatismus umschlägt

Schatten der Gier -

Schatten der Gier
von Fred Persson

Wie weit darf man gehen, um seine Ziele durchzusetzen? Eine Frage, die sich beim Lesen des Thrillers Schatten der Gier von Fred Persson unwillkürlich stellt. Denn der ermittelnde Beamte des BK Wien, Edwin Anders, wird gemeinsam mit seinen Kollegen aus Frankfurt mit einer entstellten Leiche konfrontiert, die als Resultat eines grausamen Mordes auch noch per Live-Video der Tat im Internet zur Schau gestellt wird. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen stoßen Anders und die Kollegen auf einen Umsatzsteuerbetrug durch den Handel mit CO2-Papieren, der tatsächlich stattgefunden hat, der den österreichischen Ermittler nach England und Indien verschlägt. Gleichzeitig kommt noch Afrika ins Spiel, in dem die Superreichen auf verbotene Großwildjagd gehen und somit genau so wie der Handel mit den CO2 Papieren die Umweltorganisationen XR (Extinction Rebellion) und FFR (Fridays for Future) auf den Plan ruft.

Meine Meinung:

Die ganze Geschichte beruht auf einem tatsächlichen Fall, der sich aber auf den Handel mit CO2 Papieren und den damit verbundenen Umsatzsteuerbetrug bezieht. Der Rest der Geschichte scheint Fiktion zu sein. Zumindest habe ich nichts gefunden, was die einzelnen Erzählstränge in Realität in Verbindung bringen würde.

Trotzdem – oder gerade deswegen – hat der Autor einen recht spannenden Roman geschrieben, der den Leser in die Welt der Umweltschutzbewegungen und der skrupellosen Umweltsünder führt.

Edwin Anders, die Hauptfigur, ist ein Mensch, der für seinen Beruf brennt und dadurch seine Ehe aufs Spiel setzt. Gleichzeitig kann er sich nicht so richtig von einer früheren Liebschaft trennen. Seine Epilepsie ist weder beruflich noch privat hilfreiche.

Was an der Geschichte irritiert, sind die eigenmächtigen Handlungen des Ermittlers, der, zunächst von der Dienststelle nach Frankfurt geschickt, auf eigene Faust nach London und Indien reist, ohne sich die Reisen genehmigen zu lassen. Und auch sein manchmal naives Handeln ist nicht nachvollziehbar.

Auf der anderen Seite sind da die Umweltschutzorganisationen wie FFR, bei der sich Anders Tochter engagiert und XR, der sich ihr Freund zuwendet. Zwei Organisationen, die dasselbe Ziel verfolgen, sich trotzdem gegenseitig argwöhnisch beäugen. Nicht ohne Grund. FFR ist nach Meinung von XR ein Kindergeburtstag, umgekehrt zeigt sich XR in dieser Geschichte als stellenweise skrupellos, wenngleich es sich auch nur um einzelne Mitglieder handelt.

Fazit:

Das Thema ist aktuell, wie es aktueller nicht geht und hat Potenzial. Es gibt Längen in der Geschichte, die auf Kosten der Spannung gehen. Der Protagonist ist gut beschrieben, dürft aber charakterlich noch etwas mehr Tiefe bekommen. Zeitweise fand ich die vielen Personen und Ereignisse verwirrend. Vielleicht hatte ich aber auch nicht die nötige Konzentration, der komplexen Geschichte durchgehend zu folgen.

Meine Leseempfehlung:

Vier von fünf Sternen würde ich dem Roman geben, den ich nicht so richtig als Krimi oder Thriller einordnen kann. Er ist von jedem ein bisschen. Wer sich für Wirtschaftskriminalität interessiert, ist mit diesem Buch bestimmt gut versorgt. Aber auch Freunde des Thriller-Genre mit Mord als Mittelpunkt kommen auf ihre Kosten.