Rezension

„Das Böse ist immer und überall…“

True Crime Österreich -

True Crime Österreich
von Adrian Langenscheid

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt & Handlung:

In 14 Kurzgeschichten werden diverse mehr oder weniger bekannte österreichische Verbrechen der letzten Zeit porträtiert, dabei wird jeweils ein wenig auf die Vorgeschichte der Taten eingegangen, auf den Tatablauf selbst und schließlich auch auf die Strafe, die der Täter/die Täterin/die Täter dafür erhielt bzw. im Falle eines nicht vollständig aufgeklärten Verbrechens wird auf den aktuellen Ermittlungsstand hingewiesen.

Schreibstil:

Der Schreibstil ist Großteils sehr nüchtern, ohne viel Schnörkel – wie man es sich für Tatsachenberichte erwartet. In Summe ergibt sich daraus ein erschreckendes Abbild menschlicher Abgründe, wobei sich die Gefühlskälte der Täter auch in der Erzählweise wiederspiegelt.

 Cover:

Das Coverbild mit seinen blutverschmierten Fliesen hinter den prominenten Lettern des Titels lässt auf einen Tatort schließen und ist dem Inhalt entsprechend gut ausgewählt.  

Autor:

Adrian Langenscheid gilt als einer der erfolgreichsten True Crime Autoren Deutschlands. Er lebt mit seiner Familie in Stuttgart.

Sprecherin:

Wie viele der True Crime Hörbücher von Adrian Langenscheid wird auch dieses Hörbuch von der Sprecherin Julia Kahle gelesen.

Meinung:

Ein im Großen und Ganzen gut aufbereitetes Werk, das die einzelnen Tat-Hintergründe näher beleuchtet. Man trifft auf Fälle, die ihrer aktuellen Phase wochenlang durch Medien dominiert hatten und die mittlerweile schon wieder ein wenig in Vergessenheit geraten waren. Bei den einzelnen Verbrechen wurde gut recherchiert, sodass man als Hörer/Leser, auch wenn man den jeweiligen Fall mit Interesse in den Medien mitverfolgt hatte, durchaus noch zusätzliches Informationsmaterial erhält. So ist man bei dem einen oder anderen Verbrechen, das damals nicht ganz aufgeklärt werden konnte, versucht, anhand der neuen Informationen, seine eigenen Theorien aufzustellen, wie die Tat wirklich geschehen sein könnte und sich quasi als „Hobby-Ermittler“ zu betätigen.

Persönliche Kritikpunkte:

Meiner Meinung nach geht bei der Hörbuchfassung qualitativ leider viel verloren, da bei diesem Buch zwangsläufig viele Ortsbezeichnungen bzw. typisch österreichische Redewendungen vorkommen, mit denen die Sprecherin auf Kriegsfuß zu sein scheint und diese zum Teil völlig falsch ausspricht oder betont. Für jemanden, der mit den Feinheiten der österreichischen Sprache vertraut ist, führt dies zu einer unfreiwilligen Komik, welche durch die Wahl eines geeigneteren Sprechers, der auch den Lokalkolorit beherrscht, leicht vermieden werden können.

Die Auswahl der vorgestellten Kriminalfälle war für mich persönlich nur zum Teil nachvollziehbar: Dass ein Serienmörder wie Unterweger oder ein Entführungsfall Kampusch in einer derartigen Sammlung nicht fehlen dürfen, steht außer Frage. Dass aber auch ein Fall aus der Schweiz (auch wenn es sich hier um eine österreichische Täterin gehandelt hatte) angeführt wird, ist für mich genauso wenig nachvollziehbar, wie jener Fall, bei der zwei Jugendliche zu einem Mord angestiftet worden waren. Richtig spektakuläre Fälle, die hier in Österreich zur aktuellen Zeit medial hohe Wellen schlugen, wie etwa der Bankräuber „Pumpgun-Ronnie“, die Favoritner Mädchen-Sexualmordserie, der Mord des bekannten ORF-Mannes Frodl oder der Briefbomer Franz Fuchs fanden hier jedoch keinerlei Beachtung fanden, was mich ein wenig befremdete.

 Fazit:

Akribisch aufbereitet und gut dokumentiert. Die Hörbuchfassung ist hier jedoch aufgrund der Sprecherin weniger empfehlenswert!