Dramatischer Islandroman, der Naturgewalten und menschliche Schicksale fokussiert
Bewertet mit 4 Sternen
In diesem Islandroman wird die winterlich, karge Landschaft eindrücklich mit Eis und Schnee beschrieben. Man kann es erahnen, wie schnell die Vorräte aufgebraucht waren und die bittere Armut den Bewohnern zusetzte. Wer hier im Winter kein Dach über dem Kopf hatte, erfror bitterlich. Jorun hat auf ihrem Weg zum Hof ihrer Schwester Glück, denn sie findet gastfreundliche Menschen. Sie erreicht schliesslich den Hof ihrer Schwester, wo sie auch Salbjörgs Geheimnis entdeckt. Jorun und Erlendur entwickeln füreinander Gefühle, Salbjörg neidet ihrer Schwester das Glück und schon bald erfährt man, welche Nöte Jorun vom elterlichen Hof vertrieben haben.
Die Charaktere sind allesamt sehr interessant angelegt und auch sehr authentisch beschrieben. Das jeweilige Schicksal der ungleichen Schwestern ist mit dem harten Leben auf dem kargen Land verknüpft. Keine von ihnen kann sich ihren Träumen hingeben und Salbjörg hat mit ihrem brutalen Ehemann ein besonders schlimmes Los gezogen. Dabei gibt sie ihm keinen Anlass für die Gewalt.
Ich habe mich auch gefragt, warum Erlendur als Mörder gesucht wird? Es war für mich sehr spannend zu verfolgen, wie diese Tat aufgeklärt wird und welche Folgen daraus entstehen würden.
Ganz anders als aus der romantisch verklärten Perspektive wird in diesem Roman Island im frostigen, kargen Winter gezeigt mit der bedrohlichen Gewalt der Natur. Es wird die Eiseskälte und die Armut der Bevölkerung sichtbar gemacht und damit auch die Bedrohung durch Erdbeben und Wasserfluten. Zu den menschlichen Dramen kommen sozusagen die Folgen von Naturgewalten hinzu und sorgen für spannende Lesezeit mit winterlicher Stimmung, in der man um das Leben der Figuren bangt.
Die Liebesgeschichte zwischen Jorun und Erlendur bekommt recht wenig Romantik ab, alles andere würde auch nicht so authentisch zur düsteren Atmosphäre passen, die hier über der ganzen Szenerie liegt. Zwischendurch wechseln die Handlungsebenen immer wieder, da wären Jahresdaten gut gewesen. Und am Ende wird die Handlung für mich etwas zu schnell abgetan, ansonsten konnte ich den Roman fast in einem Rutsch auslesen und das spricht für einen gelungenen Roman.
Ein dramatischer Islandroman, der die Düsternis von Landschaft und Menschentypen abbildet und damit zu fesseln weiß.