Rezension

1. Band der Frau-Maier-Reihe

Frau Maier fischt im Trüben - Jessica Kremser

Frau Maier fischt im Trüben
von Jessica Kremser

Bewertet mit 5 Sternen

Frau Maier lebt ein sehr zurückgezogenes, wenn nicht zu sagen einsames Leben in ihrem Häuschen am See. Die Dame, die jenseits der 60 ist, hat niemanden auf der Welt. Ihre Eltern sind verstorben und eine eigene Familie hat sie nicht. Zu einer erhofften Heirat kam es nie, sodass sie ihr Leben allein mit ihrer Katze führt. Frau Maier ist eigentlich schon in Rente, doch diese ist so gering, dass sie sich diese mit diversen Putzjobs aufstockt. Sie genießt, obwohl sie eine freundliche alte Dame ist, kein besonders hohes Ansehen im Dorf Kauzing, denn sie ist eine "Zugezogene" und gehört demnach nicht zur Gemeinschaft. Ihre Eltern siedelten in dem Dorf an, als sie vier Jahre alt war und dennoch, obwohl sie bereits 60 Jahre dort lebt, gehört sie nicht dazu.

 

Im Großen und Ganzen ist Frau Maier mit ihrem Leben recht zu frieden. Sie ist soweit bei guter Gesundheit und kann ihren Alltag, inklusive Putzjobs, allein bewältigen. Soziale Kontakte hat sie lediglich zu Elfriede Gruber, der Leiterin der örtlichen Sparkasse, der sie vor Jahren einen großen Gefallen erwies, Karli, mit dem sie eine gemeinsame Vergangenheit hat und Seppi, dem jungen Auszubildenden im örtlichen Supermarkt, weil Frau Maier seiner verstorbenen Oma so ähnlich sieht und sich auch wie diese verhält, was vielleicht nicht viel ist, aber wenn sie sich nicht allzu oft Gedanken darüber macht, vermisst sie weitergehende soziale Kontakte kaum. Doch das Leben der guten Frau ändert sich schlagartig, als sie eine Leiche im See entdeckt. Hilfe holen ist jedoch gar nicht so einfach, denn Frau Maier besitzt weder ein Handy, noch einen Telefonanschluss. Als schlussendlich doch die Polizei am Fundort auftaucht, wartet eine böse Überraschung auf alle Beteiligten: es gibt keine Leiche! Kommissar Franz Brandner hält sie für eine senile alte Dame, die sich nur wichtigmachen will, doch Frau Maier weiß, was sie gesehen hat und wenn ihr niemand glauben will, muss sie halt, pragmatisch und neugierig, wie sie veranlagt ist, selbst Nachforschungen anstellen.

 

Das Ganze erweist sich als nicht ganz so einfach, denn wie gesagt, Frau Maier genießt kein hohes Ansehen in der Gemeinde und auch wenn sie weiß, dass sie eine Leiche gesehen hat und ebenso weiß, um wenn es sich dabei handelt, glauben will ihr niemand so recht. Erstaunlicherweise findet sie jedoch Zuspruch und das ausgerechnet beim Polizei-Psychologen Dr. Frank Schön. Dieser ist ebenfalls davon überzeugt, dass Frau Maier eine Leiche am See gesehen hat, auch wenn sich niemand erklären kann, wohin diese verschwunden sein könnte. Doch Frau Maier wäre nicht Frau Maier, wenn sie so leicht aufgeben würde. Sie forscht in alle Richtungen, doch sobald sie auch nur im Ansatz ein Puzzleteil findet, stirbt wieder jemand, der entfernt mit dieser delikaten Angelegenheit zu tun hatte. Auch wenn die Polizei ihr nicht glauben will, Frau Maier weiß, dass ein Mörder in Kauzing sein Unwesen treibt und sie weiß auch, dass er sie beobachtet und ihr immer näher kommt, denn er hinterlässt für Frau Maier sichtbare Spuren. Wird sie es schaffen, dem Mörder auf die Schliche zu kommen oder wird der Mörder sie als finales Opfer ausersehen?

 

 

Der 1. Band der Frau-Maier-Reihe! Der Plot wurde realistisch und abwechslungsreich erarbeitet. Besonders gut hat mir gefallen, wie die dörfliche Situation um Frau Maier, die ja in der Dorfgemeinschaft keinen guten Stand hat, dargestellt wurde. Vermehrt habe ich bereits im realen Leben gehört, dass dies wohl durchaus vorkommt, doch literarisch ist es mir bisher kaum begegnet. Faszinierend empfand ich auch die Story hinter dem Mord erarbeitet, ganz ehrlich, ich wäre im Leben nicht darauf gekommen und von daher war das Buch bis zum Ende sehr spannend für mich. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet. Besonderes Augenmerk wurde natürlich auf die Protagonistin Frau Maier (ohne Vornamen) gelegt, welche wirklich auf dem ersten Blick dem Bild einer freundlichen Großmutter entspricht, aber Vorsicht, die Frau ist, trotz ihrem harmlosen Äußeren, gewaltig auf Zack. Auch die Nebenfiguren wurden detailliert erarbeitet, sodass auch diesen einen sehr hohen Wiedererkennungswert hatten, was mich sehr gefreut hat, denn ich muss sagen, auch diese waren (bis auf Brandner), größtenteils sehr sympathisch, aber ehrlich, ein Ekelpaket muss einfach dabei sein! Den Schreibstil empfand ich als ausgesprochen spannend und fesselnd, sodass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte, bis ich es beendet hatte. Auch den Nachfolgeband "Frau Maier hört das Gras wachsen" musste ich gleich im Anschluss lesen, die Figur der Frau Maier hat es mir einfach angetan, mir ihr wollte ich unbedingt wieder auf Verbrecherjagd gehen.