Rezension

17. Juni 1953

Der Tag X - Titus Müller

Der Tag X
von Titus Müller

Bewertet mit 3 Sternen

Bis ins Jahr 1990 kannte ich den 17. Juni als „Tag der Deutschen Einheit“. Während meiner Kindheit in Westdeutschland konnte ich nichts damit anfangen; freute mich jedoch über den schulfreien Tag. Als Jugendliche wunderte ich mich vielleicht über den Namen, denn die Deutschen in Ost und West waren durch eine fast unüberwindliche Grenze getrennt. Dass dieser „Tag X“ im Osten kein Grund zum Feiern war, wurde mir erst später bewusst. Schließlich haben beim Aufstand 1953 viele Menschen ihr Leben gelassen.

 

Titus Müller hat sich in seinem Buch intensiv mit den Ursprüngen des Aufstandes vom 17. Juni 1953 befasst. Er erzählt von einer Deportierung eines Wissenschaftlers 1946 und berichtet über das weitere Leben seiner in Berlin zurückgebliebenen Tochter Nelly. Die erfährt am eigenen Leib, wie der Staat die christlichen Jugendorganisationen bekämpft und die Bürger in engen Grenzen hält.

Als Leserin konnte ich gut verstehen, dass die Menschen, denen ohne erkennbare Gegenleistung immer mehr abverlangt wurde, allmählich auf die Barrikaden gingen. Auch die Strippenzieher in Moskau lernte ich kennen. Kopfschüttelnd las ich vom Eingreifen der Volkspolizisten und dem anschließenden Schönreden der Politiker.

 

Sehr aufschlussreich fand ich den Anhang mit zahlreichen Hinweisen auf die vom Autor verwendete Literatur. Obwohl ich das Buch mit großem Interesse gelesen habe, konnte es mich nicht ganz erreichen.