Rezension

2. Teil mit der Radiojournalistin Emma

Wer ohne Liebe ist - Mechthild Lanfermann

Wer ohne Liebe ist
von Mechthild Lanfermann

Als der Lehrer Lukas Brinkmann ermordet wird, erhält Emma den Auftrag zur Berichterstattung des Falles. Schnell ist ersichtlich, dass der Lehrer im rechtsradikalen Milieu anzusetzen ist.
Auch ihr Freund und Polizist Edgar Blume ist auf den Fall angesetzt und ermittelt. Ein Austausch der beiden mit hilfreichen Informationen findet nur sporadisch statt, denn Edgar Blume sieht den Fall aus einer anderen Sicht als Emma, darf ihr jedoch dazu nichts sagen.
Emma findet heraus, dass der Lehrer ursprünglich aus einem kleinen Dorf in Brandenburg stammt und dass es vor kurzem schon mal einen Toten aus genau dem Dorf in Berlin gab. Gibt es da einen Zusammenhang und wenn ja, welche Rolle spielen die vielen Rechtsradikalen, die das Dorf fest in ihrem Griff haben? ...

Das war der zweite Teil mit der Radioreporterin Emma Vonderwehr und dem Polizisten Edgar Blume.
Die Autorin Mechthild Lanfermann macht es sich mit ihren Themen nicht leicht. Hat sie sich im ersten Teil unter anderem dem Thema Juden zugewendet, so hat sie sich mit diesem Krimi ein weiteres brisantes Thema ausgesucht - die rechte Szene in Deutschland. 
Der Roman beginnt mit einem Ereignis aus dem Jahre 1987 im Osten Berlins. Nach einem Konzert in der Zionskirche tauchten Skinheads auf und grölten Naziparolen. Justiz und Polizei hatten bis dato rechtsextreme Tätigkeiten in der DDR abgestritten. 
Einer der Beteiligten kam wegen Denunziation unschuldig in den Knast und schwor Rache an dem, der ihn da hineingebracht hatte.

Ein Dorf in Brandenburg scheint hier der Sitz von Rechtsextremisten zu sein. Es ist kurz vor der Landtagswahl und die Rechten wollen in den Landtag einziehen. Edgar Blume und sein Team wollen das verhindern, Drogen sind mit im Spiel, es fehlt noch die Verbindung, alles miteinander zu verknüpfen, um die rechte Partei verbieten zu können.
Für Blume drängt die Zeit, in 14 Tagen ist die Wahl, aber sie sind ihrem Ziel noch keinen Schritt näher.
Emma recherchiert auf die ihr eigene Art und Weise und kommt Edgar Blume mehr als einmal in die Quere, was ihm natürlich nicht passt. Er bittet sie, vieles von ihrem Recherchiertem noch nicht an die Öffentlichkeit zu bringen, um seine Arbeit nicht zu gefährden.
Sie ist mit der Situation nicht zufrieden und sucht weiterhin nach Antworten.
Mit Rocco Schmitz, einem der Rechtsextremisten, schafft sie sich einen ernst zu nehmenden Feind, der unter anderem auch gegen sie aufwiegelt. Obwohl sie Angst hat, gibt sie nicht auf.

Ein ausgesprochen dicht atmosphärisch aufgeladener Krimi mit dem Thema Rechtsextremismus in Deutschland legt Mechthild Lanfermann hier vor.
Es ist erschreckend, wie genau sie dieses Buch recherchiert hat, es macht Angst, weil man weiß, dass vieles die Realität in Deutschland ist.
Der Aufmarsch der Nazis und wie verschreckt man das als Otto Normalverbraucher in den Medien immer wieder erleben muss. 
Hier ein ganzes Dorf unter der Knute der Neonazis, die Kirche wird als Treffpunkt genutzt, um das Jungvolk an sich binden zu können. Großkotziges Getue mit dem Gefühl der Macht lässt die andersdenkenden Dorfbewohner kapitulieren. 
Beim Lesen spürt man die Angst förmlich.

Mit diesem Roman wird aber nicht nur nach einem Mörder gesucht, es zeigt einen Teil der deutschen Geschichte, der wieder nachweisbar gut recherchiert wurde. Neben Mord, Drogen und Nazis hat der Leser auch  Einblick in die Gefühlswelt der beiden Protagonisten Emma und Edgar, die es sich beide nicht einfach machen.
Die Fäden des Ereignisse hat die Autorin geschickt geflochten. Selbst als der Mörder gefasst wurde, sinkt das Spannungslevel nicht ab, denn es ist noch immer eine Rechnung offen, die gezahlt werden muss. 
Dass letztendlich alles stimmig ist, lässt den Leser mit einem guten Gefühl das Buch schließen. 

Auch wenn man dieses Buch für sich allein lesen kann, würde ich empfehlen, den Vorgänger zu lesen. Die Autorin bringt zwar einige Rückblicke auf den Vorband, um die Zusammenhänge verstehen zu können, aber das erklärt meiner Meinung nach nicht genug die Beziehung zwischen Emma und Edgar, die langsam zustande kam. 

Teil 1 hatte mir schon gefallen, aber der hier gefiel mir besser, ich fand ihn spannender und atmosphärisch dichter und empfehle ihn sehr gern weiter.