Rezension

3,5 Sterne: Hätte mir eine schockierendere, erinnerungswürdigere Geschichte erwartet...

The Circle - Dave Eggers

The Circle
von Dave Eggers

Ein kurzweiliger, in flüssigem Schreibstil geschriebener Roman, der durchaus zum Nachdenken anregt und gut unterhält. Dennoch wurde hier Potential verschwendet, weil das Buch nicht so erinnerungswürdig, schockierend und überzeugend ist, wie es hätte sein können. Der „Circle“ hat meiner Meinung nach den riesigen Hype nicht wirklich verdient. Er ist ein Kann, kein Muss.

* Spoilerfreie Kurzrezension! *

~ Ein kurzweiliger, in flüssigem Schreibstil geschriebener Roman, der durchaus zum Nachdenken anregt und gut unterhält. Dennoch wurde hier Potential verschwendet, weil das Buch nicht so erinnerungswürdig, schockierend und überzeugend ist, wie es hätte sein können. Der „Circle“ hat meiner Meinung nach den riesigen Hype nicht wirklich verdient. Er ist ein Kann, kein Muss. ~

Inhalt

Mae ist überglücklich: Sie hat einen Job in der angesehensten und erfolgreichsten Firma der Welt erhalten: dem Circle. Der Internetdienst macht es möglich, alles über ein Konto abzuwickeln und hat damit auch die Anonymität abgeschafft. Kein Cybermobbing mehr, keine Hasspostings, nur Friede, Freude, Eierkuchen im Internet. Doch dem Konzern ist das nicht genug: Die drei Gründer haben große Ziele. Jeder soll transparent sein, der Mensch gläsern werden, Geheimnisse soll es keine mehr geben. Irgendwann scheint es keine Grenzen mehr zu geben…

Informationen

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählstil: Figuraler Erzähler, Präteritum;
Perspektive: aus weiblicher Perspektive (Mae)
Kapitellänge: Es gibt störenderweise keine Kapitel, sondern nur Absätze.
Tiere im Buch: :) Es werden im Buch keine Tiere getötet oder gequält.

Zitat

„Mae, eine ganze Menge von den Sachen, die ich erfunden habe, hab ich ehrlich aus Spaß gemacht, aus einer spielerischen Neugier heraus […], ob Leute sie benutzen würden. Ich meine, es war, als würde man auf dem Marktplatz eine Guillotine aufstellen. Du rechnest doch nicht damit, dass zig Leute Schlange stehen, um den Kopf reinzulegen.“ Seite 546

Meine Meinung

Einstieg

Der Einstieg gestaltete sich schwierig – tatsächlich sind die ersten 50 Seiten durch die vielen Beschreibungen und durch die Handlung, die nur sehr gemächlich ins Rollen kommt, sehr zäh. Beinahe hätte ich abgebrochen. Nach den ersten 50 Seiten wird es besser, ab ca. Seite 100 fühlte ich mich in der Geschichte angekommen. Also: Nicht gleich abschrecken lassen.

Schreibstil

Den Schreibstil würde ich als unauffällig, einfach und flüssig beschreiben. Dave Eggers ist kein Wortkünstler, aber er beschreibt anschaulich den Circle und den Campus, allerdings scheint stellenweise etwas Tiefe zu fehlen.

Aufbau

Das Buch enthält keine Kapitel, was ich als störend empfand, sondern nur Absätze. Insgesamt ist die Geschichte in drei Teile geteilt, jedoch nicht gleichmäßig.

Protagonist & Personen

Mae fand ich als Hauptperson nicht so unsympathisch wie viele andere, ich konnte ihre Begeisterung vor allem am Beginn sehr gut verstehen und mochte ihre Neugier, ihre Zweifel und auch ihre Ehrlichkeit. Dennoch störte auch mich ihre stellenweise starke Naivität. Man denkt sich manchmal, dass sie doch langsam mal aufwachen müsste. Ich war schon beim Lesen gestresst von all den Nachrichten, Zings und Bildschirmen. Ziemlich nervig fand ich zudem ihre ständig wechselnden Gefühle für zwei Männer und ihre Inkonsequenz. Wenn mir jemand das antun würde, was einer davon ihr angetan hat, würde ich jedenfalls mit ihm kein Wort mehr reden. Maes Verhalten war in diesem Punkt für mich nicht nachvollziehbar.
Von den anderen Personen blieben manche leider blass, auch wenn einige durchaus gut ausgearbeitet wurden.

Idee & Themen

Dave Eggers hatte eine tolle Idee, er wollte mit diesem Buch aufrütteln. Die Veröffentlichung liegt nun drei Jahre zurück und man kommt nicht umhin zu erkennen, dass sich vieles ohne Frage in die falsche Richtung entwickelt (oder bereits entwickelt hat). Besonders was das Monopol betrifft, das manche Firmen schon (fast) erreicht haben, erkennt man unweigerlich Parallelen und macht sich Sorgen. Dennoch: Die Umsetzung dieser spannenden Idee ist dem Autor nicht ganz hundertprozentig geglückt: Die Geschichte wirkt teilweise oberflächlich, die Gefahr und Bedrohung der sozialen Medien kommt (auch durch die Hauptperson Mae) nicht so stark zum Vorschein, wie es hätte sein können. Wenn ich mir vorstelle, eine Suzanne Collins hätte diese Dystopie geschrieben – sie wäre viel schockierender und spannender geworden! Auch Eggers regt durchaus zum Nachdenken an und präsentiert ein gelungenes Ende, dennoch hätte ich mir hier etwas mehr erwartet, eine schockierendere, erinnerungswürdigere Geschichte – besonders wenn man den unglaublichen Hype bedenkt. Ich habe das Gefühl, dass hier einiges an Potential verschenkt wurde.

Schauplatz & Atmosphäre

Der Circle und sein Campus ist ein interessanter Schauplatz. Ich habe es beim Lesen geliebt, die vielen Besonderheiten dieses Arbeitsplatzes zu entdecken und war von manchem durchaus fasziniert. Die Atmosphäre hätte stellenweise dichter und bedrohlicher sein dürfen.

Spannung

Das Buch macht definitiv neugierig. Als Leserin wollte ich immer wissen, wie die Geschichte aus- und weitergeht. Dennoch gab es leider am Anfang und zwischendurch immer wieder langatmigere Stellen, die man hätte kürzen können.

Mein Fazit

Ein kurzweiliger, in flüssigem Schreibstil geschriebener Roman, der durchaus zum Nachdenken anregt und gut unterhält. Dennoch wurde hier Potential verschwendet, weil das Buch nicht so erinnerungswürdig, schockierend und überzeugend ist, wie es hätte sein können. Der „Circle“ hat meiner Meinung nach den riesigen Hype nicht wirklich verdient. Er ist ein Kann, kein Muss.

Bewertung:

Idee: 5 Sterne
Ausführung: 3,5 Sterne
Schreibstil: 4 Sterne
Personen: 3,5 Sterne
Hauptperson: 4 Sterne
Spannung: 3,5 Sterne

Insgesamt:

❀❀❀,5

Dieses Buch erhält von mir dreieinhalb Lilien!