Rezension

3,5 Sterne: Netter Lese-Snack für zwischendurch, aber das kann sie besser…

The Seventh Bride - T. Kingfisher

The Seventh Bride
von T. Kingfisher

~ „The Seventh Bride“ ist eine relativ freie Märchen-Neuerzählung mit leichten Horrorelementen, die ich ganz gut und unterhaltsam fand, die meine Erwartungen aber trotzdem nicht erfüllen konnte. Ich weiß nämlich, dass T. Kingfisher das noch deutlich besser kann. Das kann sie mir dann ja in ihrem nächsten Buch wieder beweisen. Wer einen leichten, kurzweiligen Lesesnack für zwischendurch sucht, kann hier durchaus einen Blick riskieren. Wer aber auf der Suche nach mehr, Längerem, Tiefgehenderem ist, dem sei an dieser Stelle das „Wie man einen Prinzen tötet“ wärmstens ans Herz gelegt. ♥ ~

Inhalt

Als die Müllerstochter Rhea unerwartet einen Antrag von einem Adeligen bekommt, kann sie nicht ablehnen – zu groß ist die Gefahr, dass ihr und ihrer Familie dann schreckliche Dinge passieren würden. Vor der Hochzeit soll sie den Landsitz ihres Zukünftigen besuchen, doch dort muss sie feststellen, dass er ein Zauberer und sie bereits Braut Nummer 7 ist. Die letzten Ehefrauen treiben sich alle noch auf dem Anwesen herum. Jeden Tag stellt Lord Crevan Rhea eine Aufgabe – wenn sie versagt, muss sie ihn heiraten und somit teuer für ihre Fehler bezahlen…   

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel

Inhaltswarnung: Blut, Gewalt gegen Frauen, Femizid, Tod, Zwangsheirat
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: bitch

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- (relativ freie) Märchen-Neuerzählungen
- knapper Schreibstil
- weibliche Solidarität & Frauenfreundschaft
- leichte Horror-Elemente
- Hauptfigur muss schwierige Aufgaben bestehen
- Magie
- Tiere als Helfer:innen

Meine Rezension

„Sie was fifteen years old, and engaged.
That was more than enough to be angry about.” Seite 2

Mittlerweile ist es Tradition, dass mein ganzer Lese-Oktober dem Horror-Genre und Halloween gewidmet ist und dass ich gemeinsam mit Julia @seiten_hieb mindestens ein Horror-Buch lese. In diesem Jahr schlug sie „The Seventh Bride“, eine Neuerzählung des Blaubart-Märchens, von T. Kingfisher vor – sehr zu meiner Freude, da mich ihr „Wie man einen Prinzen tötet“ im Sommer ziemlich begeistert hatte (4,5 Sterne). Ich war also sofort Feuer und Flamme!

Die brennendste Frage beantworte ich natürlich als Erstes: Hat mich die Siebte Braut ebenso um den Finger gewickelt wie der Prinz? Hier muss ich leider zugeben: Nein, „The Seventh Bride“ blieb leider deutlich hinter meinen Erwartungen zurück – auch wenn es sicher nicht schlecht ist (dazu gleich mehr).

Begeistern konnten mich erneut Kingfishers blühende Fantasie und ihre kreativen, ungewöhnlichen Ideen (von Schneckenmagie bis zum sprechenden Idel ist alles dabei) und der charmante Humor, der zwischendurch immer wieder aufblitzt. Gerade diese zwei Geheimzutaten machten die Geschichte unvorhersehbar und mich als Leserin neugierig, wie es wohl weitergehen könnte. Den Schreibstil habe ich erneut als flüssig, anschaulich und angenehm knapp empfunden (bei vielen Büchern hat man ja das Gefühl, dass ordentlich gekürzt werden hätte müssen – hier nicht). Auch wenn dieses Werk nur (leichte) Horror-Elemente enthält (ja, es ist somit auch für Angsthasen geeignet), gab es dennoch den einen oder anderen atmosphärischen Highlight-Moment. Vom Ton her hat mich „Seventh Bride“ stellenweise (auf positive Weise) ein wenig an „Alice im Wunderland erinnert“ (absurde Situationen, Lebensweisheiten, vernunftbegabte Tiere).

“Courage, child. But not too much. He plans to break you, and it’ll go easier for you if you bend.” Seite 82

Restlos überzeugen konnte mich die Autorin allerdings leider nicht – dafür blieb mir die Geschichte einfach zu oberflächlich, dafür war sie mir nicht gut genug ausgearbeitet. Man hätte aus „Seventh Bride“ meiner Meinung nach deutlich mehr herausholen können – und ich weiß einfach, dass T. Kingfisher das eigentlich besser kann. Besonders deutlich wird das beim Ende, das einfach viel zu schnell abgehandelt und aufgelöst wird. Da hätte ich mir schon mehr (Emotionen, Spannung, Seiten, einen lohnenderen Showdown) erwartet. Und während die Figuren durchwegs interessant waren, blieben sie leider fast alle sehr flach, weil einfach nicht genug Zeit bleibt (bei nur knapp 220 Seiten kein Wunder), um sie näher kennen- und lieben zu lernen.

“Marriage was like death. You knew it’d happen eventually, but it wasn’t something to dwell on.” Seite 2

Auch feministischer hätte die Geschichte gerne noch sein dürfen – die Protagonistin war mir etwas zu passiv und die Anforderungen an Männer sind absurd niedrig (auch hier bin ich eigentlich anderes gewohnt). So schreibt die Autorin, Rheas Vater sei ein guter Mann, weil er wirklich noch nie – ich wiederhole, noch nie! – die Babys der Hofkatze ertränkt hat. Donnerwetter! Was ein Pfundskerl! ;) Mein letztes Buch von T. Kingfisher wird es trotzdem nicht bleiben – so viel darf ich an dieser Stelle schon einmal verraten werden. Was ich als Nächstes von ihr lesen werde, steht allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.

Mein Fazit

„The Seventh Bride“ ist eine relativ freie Märchen-Neuerzählung mit leichten Horrorelementen, die ich ganz gut und unterhaltsam fand, die meine Erwartungen aber trotzdem nicht erfüllen konnte. Ich weiß nämlich, dass T. Kingfisher das noch deutlich besser kann. Das kann sie mir dann ja in ihrem nächsten Buch wieder beweisen. Wer einen leichten, kurzweiligen Lesesnack für zwischendurch sucht, kann hier durchaus einen Blick riskieren. Wer aber auf der Suche nach mehr, Längerem, Tiefgehenderem ist, dem sei an dieser Stelle das „Wie man einen Prinzen tötet“ wärmstens ans Herz gelegt. ♥

Bewertung

Cover / Aufmachung: 2 Sterne
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 3 Sterne
Umsetzung: 3,5 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 4 Stern
Ende: 3 Sterne
Schreibstil: 4 Sterne
Protagonistin: 3,5 Sterne
Figuren: 3,5 Sterne
Spannung: 4 Stern
Tempo: 4 Sterne
Wendungen: 3 Sterne
Atmosphäre: 3,5 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3,5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 4 Sterne
Einzigartigkeit: 5 Sterne ♥

Insgesamt:

☆★☆,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Sterne!