Rezension

4.5 Sterne wert

Du hast mich krank gemacht - Julie Gregory

Du hast mich krank gemacht
von Julie Gregory

Bewertet mit 4.5 Sternen

Oh mein Gott..
Ich weiß erstmal gar nicht, was ich schreiben soll, so heftig ist das Buch für mich.. Ich habe es schneller gelesen, als ich gedacht habe, denn hier habe ich einfach jede freie Minute (oder auch während ich etwas anderes machen musste) genutzt, die ich kriegen konnte.
Manchmal war ich kurz davor, es weg zu legen, weil ich einfach nicht mehr ertragen konnte, was die Mutter Julie alles angetan hat. (bzw hat antun lassen) Julie hat so detailgetreu teilweise geschrieben, dass mir selbst ganz schlecht wurde oder ich nur gedacht habe: "Wie kann man so einen Schmerz nur aushalten?" Ich habe sooo viel Mitleid mit Julie empfunden, wie ich es wahrscheinlich bei noch niemanden empfand, deren Geschichte ich gelesen habe, dabei habe ich schon einige wahre Geschichten "hinter" mir.
Ich bin erschüttert über sooo viel Unverständlichkeit seitens der Ärzte, sooo viel Uneinsichtigkeit seitens der Mutter, sooo wenig Feingefühl seitens des Vaters. Dass ihr kleiner Bruder in späteren Jahren die Kindheit der beiden verdrängt, kann ich ganz gut verstehen, doch am liebsten würde ich ihn wachrütteln, denn das, was Julie vom Vater und von der Mutter angetan wurde, muss gesagt / verarbeitet werden.
Man muss das Buch wirklich aufmerksam lesen, denn es gibt einige Zeitsprünge, ansonsten ist es sprachlich für mich ok.
Das Buch hat leider nur 1 Schwäche, weswegen ich auch einen halben Stern abziehen möchte: die englischen Befunde im Anhang. Für mich ist es ok, sie selbst zu übersetzen, aber für jemanden, der kein Englisch kann, wäre eine Übersetzung durchaus auch interessant, denn sonst hätte man sie auch gleich weg lassen können.
Ich bin erschüttert über die Geschichte über das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom und würde eigentlich eine Leseempfehlung aussprechen - aber nur, wenn man nicht zu schwache Nerven hat!