Rezension

[5+/5] MUSS man einfach gelesen haben

Die Tränen der Waidami - Klara Chilla

Die Tränen der Waidami
von Klara Chilla

Bewertet mit 5 Sternen

Eine unfassbare Mischung aus historischer Piraterie, fesselnder Fantasy, aufwühlender Liebesgeschichte und epischer Kämpfe. So packend und "piratig" wie Fluch der Karibik, nur dramatischer und emotionaler. Unbedingt lesen!

Sie hat es wieder getan! Auch die neueste Reise, auf die Klara Chilla ihre Figuren schickt, war wieder voller Leid, voller epischer Kämpfe und voller Überraschungen - kurzum, ich bin wieder vollauf begeistert von diesem Genremix aus Fantasy und historischer Piraterie ♥

Was ich an diesem Buch (sowie seinem Vorgänger) besonders liebe, ist seine Unkonventionalität. Die Geschichte ist voller unerwarteter Plottwists und folgt, obwohl eine Prophezeiung darin eine große Rolle spielt, nicht dem klassischen Aufbau von Fantasygeschichten. Viel mehr wurde ich immer wieder (böse!) überrascht und geschockt und wenn ich dachte "Jetzt muss doch aber...!", kam es ganz anders. Und so zog mich dieser zweiter Band nach wenigen Seiten bereits wieder in seinen Bann und es fiel mir unfassbar schwer, das Buch aus der Hand zu lesen. Dazu tragen auch die wechselnden Perspektiven bei - gerade, wenn es besonders brenzlig wird, erfolgt natürlich ein Sprung.

Sorgte bereits der Aufbau des Buches für Spannung, so steigerte das Spiel Klara Chillas mit ihren Figuren (und Lesern!) diese noch weiter. Beim Lesen kamen mir immer wieder die Tränen, setzte mein Herz vor Schreck für einen Moment aus und ich wollte nervös an den Nägeln knabbern - denn nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Leser lässt die Autorin im Unklaren, lässt sich (durchaus auch wortwörtlich) ins Messer laufen. Wie bei einem Puzzle muss man sich das große Ganze zusammensetzen; erraten und erkennen, worauf das alles hinausläuft und warum bestimmte Ereignisse von so großer Relevanz sind. Und selbst das Ende, das bereits einige Fragen beantwortet, lässt viel Spielraum für den nächsten Band, den ich kaum erwarten kann. Kurzum: Die Geschichte ist stets unvorhersehbar (höhö, Wortspiel!).

Auch die Figuren lösten bei mir Begeisterung aus - von Jess war ich bereits von erster Stunde an schwer beeindruckt, Klara Chilla hat aber noch einen obendrauf gesetzt! Obwohl er Unverzeihliches begeht, blieb für mich als Leserin sein weiches Herz und seine guten Absichten offensichtlich, ich litt mit ihm (und Lanea). Diese wiederum hat eine Reifung durchlebt und wurde zu der starken Frau, die ich mir erhofft habe. So ein Traumpaar... Aber auch Cale, Emilia und sogar Torek waren für emotionale Momente verantwortlich! Überhaupt, sowohl die Sympathieträger, als auch die "Schurken" sind eindrucksvoll vielschichtig und nicht einfach nur des Böseseins Willen grausam. 

Besonders fasziniert und begeistert bin ich vom Schreibstil der Autorin, die die Kunst der Beschreibungen meisterhaft beherrscht - normalerweise bin ich kein Fan von Orts- und Personenbeschreibungen, aber Klara Chilla nutzt ihre Worte nicht nur zum bloßen Wiedergeben der Situation, sondern lässt ihre Welt, ihre Figuren auf magische Weise real werden, malt Bilder mit ihrer Fantasie und erschafft eine unwirkliche Atmosphäre.

Ihr Buch fängt die Epoche der Piraterie in der Karibik grandios ein - so stelle ich mir diese Zeit vor. Rau, voller Freiheitsdurst und Ehrenkodex, aber auch voller Gier und Gewalt, Untreue und Verrat. Jess und die anderen (Waidami-) Piraten sind definitiv keine weichgespülten Helden, sondern Männer voller Schwächen und Egoismen.

Weiterhin merkte man über die gesamte Geschichte hinweg, wie viel Recherche für dieses Buch betrieben wurde - von Voodoo, über historisch verbriefte Ereignisse in der Karibik zur Hochzeit der Piraterie bis hin zu technischen Details von Segelschiffen und Seeschlachten. Und dennoch verschwimmen die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion. Wissenschaft und Technik kommen mit Aberglaube, Mystik und Magie in Kontakt; Bukaniere, Piraten und sonstige reale Figuren der unterschiedlichsten Jahrhunderte treffen einander auf Klara Chillas Schiffen. Wenn es noch ein kleines historisches Nachwort gegeben hätte, wäre ich vor Begeisterung förmlich ausgeflippt, aber auch ohne bin ich mehr als zufrieden! Zumal dieses Buch wohl eigentlich nicht von Anfang an geplant war - was man der Geschichte jedoch zu keinem Zeitpunkt anmerkt. Anders als bei manch anderer Reihe hatte ich nicht das Gefühl, die Geschichte wäre künstlich erweitert oder stümpferhaft ergänzt worden. Viel eher ist Lanea und Jess´ Geschichte eben noch nicht zu Ende erzählt...

Also, Fluch der Karibik-Soundtrack an und ran an die Kanonen! Ähhh, die Bücher natürlich.

Kommentare

Ronja empfahl am 21. Juni 2018 um 15:56

... die vollständige Rezension:

https://marys-buecherwelten.blogspot.com/2018/06/die-traenen-der-waidami.html