Rezension

5 Tage, 32 Stunden und 6 Entführungen

Die Stunde der Entführer - Robert Wilson

Die Stunde der Entführer
von Robert Wilson

32 Stunden, 6 Entführungsopfer und keine Lösegeldforderung. Aber etwas ist faul an der Geschichte. Ein neuer Fall für Charles Boxer, Ex-Polizist, Ex-Militär, der nun eine Non Profit-Organisation betreibt, die vermisste Personen aufspürt – der Mann für die besonders heiklen Fälle.

„Die Stunde der Entführer“ (erschienen bei Goldmann, in der Übersetzung von Kristian Lutze) führt nach „Stirb für mich“ und „Ihr findet mich nie“ die Reihe um und mit Charles Boxer fort.  Und diesmal sind es gleich mehrere vermisste Personen, die er aufspüren soll. Zum einen ist Conrad Jensen verschwunden, ein ehemaliger Geheimagent, der in dubiose Geschäfte zwischen privaten Rüstungsfirmen und der US Regierung verwickelt ist und damit offenbar ein Vermögen gemacht hat.

Zeitgleich werden innerhalb von 32 Stunden an verschiedenen Orten in London sechs junge Leute verschiedener Nationalitäten entführt. Die einzigen Merkmale, die sie verbinden, sind ihrer Väter, allesamt viele Milliarden schwer und noch immer in engem Kontakt zu den Regierungen ihrer Heimatländer.

Aber erstaunlicherweise bleiben erst einmal Lösegeldforderungen aus. Die Entführer fordern lediglich einen Zuschuss zu ihren Unkosten, dieser ist allerdings nicht von schlechten Eltern, denn es geht immerhin um 25 Millionen Pfund pro Opfer. Im Gegenzug garantieren sie dafür – nichts! Und da die Sonderermittlungstruppe mit der Situation völlig überfordert ist, kommt Charlie Boxer zum Einsatz, der bald feststellt, dass die beiden Fälle eng zusammenhängen…

Robert Wilson setzt in dem dritten Band der Charles Boxer-Reihe auf Tempo. Das lässt sich schon an dem zeitlichen Rahmen festmachen, in dem er seinen Thriller platziert. Fünf Tage, dann ist der Fall vom Tisch und erledigt. Dem Leser macht er es dabei nicht immer einfach, denn er packt nicht nur unzählige Polit-Themen so ganz nebenbei in die Geschichte, sondern führt auch jede Menge Personen ein. Aber trotz einiger Längen im Mittelteil halten die unerwarteten Wendungen im Handlungsverlauf das Interesse des Lesers gefangen.

Ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass es dem Autor ein großes Anliegen ist, seinen Lesern die Komplexität der Welt und die vielfältigen Verflechtungen von Wirtschaft, Kapital und Politik begreiflich zu machen. Das ist ihm zweifelsohne gelungen. Lesen!