Rezension

50 Worte für Regen

Fifty Words for Rain: A GMA Book Club Pick (a Novel) -

Fifty Words for Rain: A GMA Book Club Pick (a Novel)
von Asha Lemmie

Bewertet mit 4 Sternen

Sie ist erst acht Jahre als ihre Mutter sie an der Tür ihrer Großmutter absetzt. Noriko ist beinahe starr vor Angst. Sie soll still sein und gehorchen, aber sie ist doch erst acht. Noriko wird im Haushalt ihrer Großmutter aufgenommen. Im Jahr 1948 in einem Haushalt einer reichen Familie mit Beziehungen zum Königshaus, was macht man da mit einem kleinen Mädchen, dass anders ist. Man versteckt es. Noriko bekommt eine gewisse Erziehung und eine Art Bildung, aber nach draußen darf sie nicht. Niemand soll wissen, dass es sie gibt. Doch eines Tages steht wieder ein junger Mensch vor der Tür, ihr ehelicher Halbbruder Akira.

 

Mit diesem Romandebüt besucht man die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg in Japan. Auch dieses Traditionen verhaftete Land kommt nicht umhin, sich zu verändern. Doch die obere Klasse sträubt sich gegen Änderungen. Sich zu ändern kann schließlich auch bedeuten, Macht einzubüßen. Norikos Großmutter handelt fast wie ein Kerkermeister, sie sperrt das Kind ein, versteckt es und misshandelt es. Erst Akiras Auftauchen ändert etwas. Der vier Jahre älter Junge, ein begnadeter Violinist, öffnet Noriko die Welt. Er führt sie zur Musik, er spricht mit ihr, er sieht sie. Für Noriko, die von ihrer Mutter verlassen und von ihrer Großmutter gequält wurde, ist er die Welt und auch die Öffnung zur Welt.

 

Das kaiserliche Japan ist wie eine fremde Welt, die in den 1950er Jahren traditionell und rückwärtsgerichtet erscheint. Die herrschende Klasse will ihren Einfluss nicht verlieren und ein uneheliches Kind einer Tochter aus sogenanntem guten Haus, bei dessen Vater es sich dazu noch  um einen farbigen Amerikaner handelt, ist nicht gerade dienlich. Im einigem Entsetzen liest man von den Verhaltensweisen, die Norikos Großmutter an den Tag legt, um mit noch größerem Widerwillen festzustellen, dass der Großvater noch fürchterlicher ist. Und die verstehen sich als Noble. Akira wirkt als sei er Norikos Rettung. Man wünscht den Geschwistern nur Gutes, auch wenn sie manchmal etwas zu eng sind. Vielleicht ist es so, wenn sich Geschwister, die befürchteten Alllein zu sein, später finden. Fast schon zu viel hat Noriko zu erleiden. Es wirkt so, als geschehe immer eine Katastrophe, wenn gerade mal alles gut ist. Und so ist gerade die emotionsgeladene Dramatik, die den Roman vorantreibt und packend macht, die man mitunter als etwas überladen empfindet. Besonders zum Ende hin, sind Norikos Entscheidungen nicht immer nachvollziehbar. Und auch den Gang der Dinge würde man sich anders wünschen. Dennoch ein fesselnder Einblick in eine ferne Kultur zu einer vergangenen Zeit.