Rezension

800 verfaulte Trauben

Ein wunderbares Jahr - Laura Dave

Ein wunderbares Jahr
von Laura Dave

Wenige Tage vor ihrer Hochzeit erfährt Georgia, dass ihr Verlobter Ben nicht unwesentliche Geheimnisse vor ihr hat. Als über Kopf flüchtet sie auf das Weingut ihrer Familie, wo nur noch mehr Geheimnisse und unangenehme Entdeckungen auf sie warten. Ihre Familie und ihre Verbindung zu dem Weingut drohen auseinanderzubrechen.

Das Cover ist wunderschön und einer der Gründe, weshalb ich dieses Buch gekauft habe. Leider kommt in dem Buch nicht einmal ein Pfirsich vor, sondern es geht eigentlich um Weintrauben und die Weinproduktion. Dieses kleine Detail ist jedoch nicht ausschlaggebend für meine schlechte Bewertung.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus Georgias Perspektive erzählt, die öfter auch in die Vergangenheit abrutscht. Es finden sich aber auch Rückblenden ihres Vaters, in denen die ersten Jahre des Weinguts erzählt werden. Grundsätzlich ist das keine schlechte Idee, aber ich hatte öfter den Eindruck, dass einige Rückblenden überflüssig sind. Nur wenige tragen wirklich zur Figurencharakterisierung oder zum Verständnis des Handlungsverlaufs bei. Dadurch war für mich der Lesefluss deutlich gestört.

Wie bereits erwähnt, sieht sich Georgia einigen Geheimnissen und unangenehmen Entdeckungen gegenüber. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin ein Geheimnis auf das andere schichtet, weil sie anders nicht in der Lage ist, ein spannendes Buch zu schreiben. Viele Konfliktsituationen wirken erzwungen und sind meiner Meinung nach nicht nötig.

Für mich liegt die Hauptschwäche des Buches in der Figurendarstellung. Viele Figuren handeln nicht ihren Anlagen gemäß. Beispielsweise ist Georgia Anwältin und sie stürmt mehrmals völlig unüberlegt Jacobs Büro. Die Autorin zwängt die Figuren auch in bestimmte Rollen ohne dem Leser eine ausreichende Motivation für deren Handlungsweisen zu geben. Beispiel Jacob: Er kennt Georgia wenige Stunden und begleitet sie, als sie von einer kleinen Feier flüchtet. Völlig überraschend läuft er mit ihr durch die Weinberge. Der einzige Grund für diese Fluchtaktion war es, eine Situation zu schaffen, in der Jacob und Georgia alleine sein konnten. Viele Konstellationen und Situationen kamen mir künstlich und erzwungen vor.

Was mich sehr oft und extrem geärgert hat: schlampige Arbeit des Lektorats. Zu Beginn wurden Personalpronomen verwechselt oder auch Fälle falsch verwendet. Auch die Figurennamen wurden manchmal durchgewürfelt. Beispiel S. 304: "Niemand wollte widersprechen. Margaret und Maddie waren bereits dabei, die Kinder fortzutragen." Maddie ist ein vierjähriges Mädchen und ich würde sehr gerne sehen, wie sie andere Kinder fortträgt. Hier war ihre Mutter Michelle gemeint.

Fazit: Ich bin schon lange nicht mehr so enttäuscht von einem Buch gewesen und mir tut es leid, um das Geld, das ich dafür ausgegeben habe.