Rezension

Abartig gut

Das Clean Team - Charlie Huston

Das Clean Team
von Charlie Huston

"Das müsste dir gefallen." Wundervoll, das über ein Buch zu hören, in dem es um einen jungen Mann geht, der sich selbst als Riesenarsch bezeichnet und alle Arten von Körperflüssigkeiten von den verschiedensten Tatorten entfernt.

Webster, arbeitsloser Ex-Grundschullehrer, schläft viel. Oder hängt im Tattoostudio seines besten Freundes (seit schon immer) Chev rum, das Buch beginnt mit einer Szene ebendort. Po Sin, der Leiter der Tatortreinigungsfirma "Clean Team", beschließt, dass er Web anheuern will, Chev unterstützt den Beschluss, da Webster sonst den ganzen Tag bei ihm in der Wohnung rumhängt, oder am Telefon im Studio die Tattoomotive potenzieller Kunden beschimpft, und besagte Kunden somit verscheucht.

Sarkasmus, beißender Humor... sehr morbid. Charlie Huston erschafft einen intelligenten, traumatisierten Charakter, der zu Anfang durch sein Leben gammelt, und sich plötzlich zwischen den Fronten zweier Tatortreinigungsunternehmen befindet, zusammengeschlagen wird, sich auf eine Beziehung mit der Tochter eines Selbstmörders einlässt... Nicht von null auf hundert, trotzdem keineswegs langsam. Realistisch.

Die Charaktere sind alle, mehr oder weniger, direkt von den Straßen von Los Angeles, CA, aufgepickt und in die Geschichte verarbeitet. Allen voran der irgendwie doch liebenswürdige Webster, dessen Geschichte dem im Verlauf des Romans, nach und nach, Stück für Stück, eröffnet wird.

Cannabis und Blaubeeren anbauende Mütter, Penner, die sich durchgehend beschimpfen, ein Familienstreit zwischen Po Sin und seinem Neffen Ding Bum, detaillierte Beschreibungen von ausgesprochen widerlichen Tatorten, eine "Hell of a woman" und ihr gescheiterter Halbbruder, Santa Monica, Melrose Avenue, Malibu...
Auch wenn der Schreibstil von Charlie Huston nicht jedem gefällt, und die Sache mit den Tatorten sicher noch weniger, lohnt sich das Buch. Bisschen Thriller, bisschen lustig, die obligatorische Prise Romanze... Sobald ich angefangen hatte, hab ich kaum eine Pause gemacht und das ganze Buch innerhalb von einem (Sonntag-)nachmittag durchgelesen. Da ich kein Fan von Verallgemeinerungen bin, werde ich nichts a la "Ein Roman, den man nicht aus der Hand legen will!!!" schreiben, aber Freunde von Morbidität und schwarzem Humor, lest mal die ersten paar Seiten, ich kann "Clean Team" nur wärmstens empfehlen.