Rezension

Abwechslungsreich

Evas Rache -

Evas Rache
von Thomas Ziebula

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein Vergewaltiger und Mörder treibt in Leipzig sein Unwesen. Eine Entführung entwickelt sich anders als von den Tätern gedacht. Ein Racheplan wird durchkreuzt. Derweil befindet sich Paul Stainer neben den Ermittlungen auch noch im Kampf mit seinen persönlichen Dämonen.

Nachdem die beiden Vorgänger „Abels Auferstehung“ und „Engel des Todes“ für mich Krimi-Highlights waren, hat mich der Beginn des Abschlussbandes „Evas Rache“ ein wenig enttäuscht. Wieder ein Frauenschänder und Frauenmörder, der nach dem ersten Weltkrieg sein Unwesen treibt. Doch schnell rutschte diese Ermittlung erst einmal neben den anderen Handlungssträngen in den Hintergrund. Das hat mich dann wiederum sehr beeindruckt. Der Autor Thomas ZIebula ist nicht auf den offensichtlichen Zug aufgesprungen, sondern hat andere Handlungsaspekte in den Vordergrund gestellt.

Zum Beispiel die reiche, aber naive Gattin eines Geschäftsmannes und Erfinders, der auf den ganz großen Ruhm hofft. Im Laufe der Geschichte entwickelt sich die Figur der Eva-Maria Dorn zu einer selbstbewussten, starken Frau, die ihr Geschick in die eigenen Hände nimmt und Verantwortung für sich und ihr Leben übernimmt. Für mich eine tolle Romanfigur.

Der zunehmende Nationalismus und das Aufkommen der NSDAP schwingen wie eine dunkle Wolke oft über dem Geschehen. Allein das Bewusstsein als Leserin, dass dieser fanatische Nationalismus die Welt für immer verändern wird, löst in mir großes Unbehagen aus. Immer wieder möchte ich den Figuren zurufen, dass sie sich mehr einsetzen sollen, damit es nicht so weit kommt. Natürlich ist mir klar, dass meine Wünsche vergebens sind. Aber die Situation lässt sich gut in die heutige Zeit übertragen und den Wunsch, dass wir dieses Mal hartnäckiger sind, um das Erstarken der Rechten zu verhindern.

Sehr schade finde ich, dass wir uns jetzt von Paul Stainer verabschieden müssen. Er ist eine facettenreiche und gebrochene Figur, die nicht aufgibt, sondern immer wieder darum kämpft, den Halt nicht zu verlieren. Ich mag ihn und hätte gerne noch viel mehr mit und über ihn gelesen.

Das Buch selbst ist sehr gut aufgebaut. Die verschiedenen Handlungsstränge lösen sich geschickt ab, sorgen für einen ständig steigenden Spannungsbogen, bis sich schließlich alles vereint. Die Auflösung hat mir super gefallen, lediglich eine Entwicklung hätte ich gerne anders erlebt. In der Konsequenz der Ereignisse ist sie jedoch besser gelöst, als in meinem Wunschdenken.

Der Autor Thomas Ziebula schafft es immer wieder, Geschichten spannend und stimmig zu erzählen, tolle Figuren zu schaffen und mich in seine Welt zu ziehen. Ich wünsche mir noch viele weitere Bücher des Autors.