Rezension

Äppelwoi und Amateurdetektive

Ausgeplappert - Katrin Schön

Ausgeplappert
von Katrin Schön

Ausgeplappert ist das literarische Debüt von Katrin Schön. Der erste Krimi führt mitten in eine hessische Idylle - die größte Klatschbase des Städtchens ist ermordert worden.

Das Cover ist sehr einfach gehalten und spiegelt eine ländliche Idylle. Eine bunt gescheckte Kuh grast auf einer Weide unter einem Laubbaum. Die Farben sind sehr dunkel, für meinen Geschmack hätte man den Bezug zum Inhalt mehr herausarbeiten können. Dahingegen ist der Titel kurz und knackig gewählt. Er erinert allerdings stark an Edda Minck, eine sehr bekannte Krimi-Autorin aus dem Ruhrgebiet.

Das Geschehen wird aus der Sicht von Lissie Sommer geschildert, die sich während eines Urlaubs in ihrer Heimat als eine Art Miss Marple in einem Dorf betätigt. Allerdings ist sie viel jünger, berufstätig, Mitte 30 und - zum Leidwesen ihrer Mutter - immer noch unverheiratet.Sie ist eine sympathische Protagonistin, die sich durch einen trockenen Humor auszeichnet. Auch ihre Eltern und die meisten Dorfbewohner sind sehr ausführlich beschrieben worden und spiegeln typische Eigenschaften wider, wie sie in einer Kleinstadt häufig anzutreffen sind  Dagegen sind einige Figuren wie der auffällig-unauffällige Detektiv Georg Schneider, die in Amerika lebende und ein gräßliches Denglish plappernde Schwester des Mordopfers und der alternativ-esoterische Coach hoffnungslos überzeichnet.

Katrin Schön schreibt in einem lockeren Stil, und das Buch lässt sich gut lesen. Der Plot ist überzeugend, und das Setting gut gewählt. Die hessische Kleinstadt wird in ihrem Krimi lebendig, zumal sie ihren Protagonisten erlaubt, manchmal in hessischer Mundart zu sprechen. Allerdings weist ihr Debüt einige logische Schwächen auf, was die Handlung des Krimis angeht. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass Lissie Sommer relativ emotionslos auf die Entführung ihrer besten Freundin reagiert, sich mit gelegentlichen Anrufen bei der Polizei begnügt und ansonsten lieber in Frankfurt shoppen geht. Katrin Schön legt einige falsche Fährten, allerdings ist die Lösung des Falles relativ leicht  zu fassen. In diesem Punkt ist in der Dramaturgie noch Luft nach oben. Aus diesem Grunde vergebe ich 3,5 Sterne für einen amüsanten, mäßig spannenden Krimi, der zum literarischen Genre des cosy crime zählt.