Rezension

äußerst chaotische Geschichte, dafür braucht es Geduld

Der Friedhof in Prag - Umberto Eco

Der Friedhof in Prag
von Umberto Eco

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kurzrezi über ein zunächst abgebrochenes Buch.

„Der Friedhof in Prag“ von Umberto Eco gehört sicherlich zu einem der am häufigsten rezensierten und tiefgründig besprochenen Büchern der Weltliteratur. Und Eco gehört zweifelsohne zu den anspruchsvollen Autoren. Die Buchgestaltung nenne ich hier einmal exquisit zusammen mit dem Schutzumschlag und dem selbstverständlich dazugehörigen Seitenbändchen. Die für die verschiedenen Protagonisten genutzten Schrifttypen sind eine hervorragende Idee und die genutzten Bilder und Skizzen unterstützen die Phantasie der Leserschaft ohne Frage.

Wer mich und meine Rezensionen kennt, merkt sicher schon, ich habe meine Probleme mit dem Buch. Und ich schreibe es vorweg, ich musste es abbrechen. Obschon auf den letzten Seiten der Hinweis auf die chaotische Handlung hingewiesen wird, ist nicht das der Grund dafür. Nicht alles ist der Phantasie des Autors entsprungen, von dem ich bereits mehrere Bücher gelesen habe. Ich bin noch gar nicht soweit gekommen, dass ich den Inhalt des Klappentextes erreichen konnte. Dabei war ich schon im dreistelligen Seitenzahlbereich gelandet, als ich dann doch vorerst aufgehört habe zu lesen.

Ja, es ist historisch geschichtliches Erzähltes. Doch zurzeit habe ich das Gefühl, dass die Historie mich überrannt, dass ich mitten in ihr lebe. Der Grund dafür liegt in den, ja ich weiß, schon immer währenden Hassreden gegenüber anderen Personengruppen, Ländern und so weiter und so weiter. Vielleicht reagiere ich darauf in diesen Monaten der Corona-Pandemie besonders empfindlich. Ich kann es nicht mehr ertragen. Die mit Rückblenden versehene Geschichte eines Mannes, Simon Simonini, der von seinem Großvater erzogen wird, seinen Vater nur sporadisch sieht und seine Mutter erst gar nicht, spielt zwischen 1830 und 1898 (ich lasse mich gerne verbessern). Simon darf nicht zur Schule und sein Zimmer bis zur Studienzeit im Hause des Großvaters nur selten verlassen. Seine Kindheit besteht aus Lernen, seine Lehrer sind Priester. Freundschaften und Kinderspiele sind ihm fremd.

Unfassbar viele verschiedene Priesterschaften werden aufgezählt, man verwirrt und verirrt sich zwischen denen, die ihn unterrichten, denen, die gerade an der Macht sind oder an die Macht wollen. Europa ist im Umbruch, Kaiserreiche werden gestürzt, Republiken gegründet, alles wieder verworfen und aufs Neue versucht. Zwischendrin unser Protagonist, der Juristerei studiert und letztlich bei einem Gauner landet, der sich das Vermögen nach dem Tod des Großvaters unter den Nagel reißt. Doch Simonini bekommt seine Chance es ihm heimzuzahlen.

Am Anfang aber sind da zwei Männer, einer ein Priester, einer ein Gauner, der sich Notar nennt und Urkunden fälscht. Ihre Wohnungen sind miteinander verbunden und sie tasten sich aneinander heran, indem sie ein gemeinsames Tagebuch führen, sich ergänzen. Was der eine nicht mehr weiß, ist dem anderen bekannt. Mich faszinierten die Rezepte, die mich alle paar Seiten r

eizten darüber zu recherchieren. Und wer weiß, was ich in dieser Richtung nun erst einmal verpasse. Irgendwann nehme ich das Buch wieder in die Hand und lese weiter. Dann beende ich meine Rezension. Versprochen.