Rezension

Alarm auf der Ostsee...

Gekapert - Hans-Jürgen Rusch

Gekapert
von Hans-Jürgen Rusch

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Raketenkorvette 'Hans Beimler' lag 20 Jahre in Peenemünde. Im August 2011 wird sie nach Dänemark überführt. Planmäßig verlässt der Schleppzug den Hafen und läuft an der Küste Rügens nach Norden. Kap Arkona ist passiert, da kapert eine Crew entschlossener Männer das Schiff und versenkt den vorausfahrenden Schlepper. Die 'Hans Beimler' verschwindet in den Weiten der Ostsee. Bundespolizei und Marine starten eine groß angelegte Suchaktion nach dem entführten Schiff - nicht wissend, dass ein verheerender Terroranschlag droht ...

Der ehemalige Geheimdienstoffizier Arno Janning plant einen Terrorakt im Ostseeraum. Der Erlös aus einem Waffendeal, abgewickelt über das Fährschiff "Lisco Gloria", soll den Anschlag finanzieren. Doch die Ostseefähre geht in Flammen auf, und Janning muss umdisponieren.
Mit Akribie bereitet er das Museumsschiff "Hans Beimler" für den geplanten Angriff vor. Die ehemalige Raketenkorvette der DDR-Volksmarine liegt im Hafen Peenemünde. MIt ihren vier Startcontainern für P-22-Raketen ist das Schiff hervorragend für einen Angriff auf ein Küstenziel geeignet...

Jannings Vorbereitungen verlaufen planmäßig, bis ein Regierungsbeamter die technische Aufrüstung bemerkt. Kurzerhand beseitigt Janning den Staatsdiener und weckt dadurch die Aufmerksamkeit des Bundeskanzleramtes.
Dennoch kann Janning die Hans Beimler einsatzbereit machen. An einem sonnigen Augutstmorgen verlässt sie den Hafen und wird wenig später entführt...

Lesen durfte ich das Buch im Rahmen einer gemeinsamen Leserunde mit dem Autor, was den Vorteil einiger zusätzlicher Informationen brachte. So wurde z.B. durch den Verweis auf einen Trailer zum Buch schnell deutlich, dass der Thriller zumindest auf etlichen tatsächlichen Gegebenheiten beruht, was bei mir ganz klar die Neugierde weckte:

http://www.youtube.com/watch?v=gyS5zcTL8yw&list=UUdQlcERFECvxu007CTBEJCg...

Geschickt treibt Hans-Jürgen Rusch die Handlung von Anfang an voran, indem er chronologisch die Ereignisse an verschiedenen Handlungsorten und aus der Sicht unterschiedlicher Personen miteinander verflicht. So wird deutlich, dass überall unterschiedliche Wissensstände vorherrschen und dass Entscheidungen eben auch dadurch begründet sind.
An Spannung mangelt es dem Thriller keineswegs, und gegen Ende schafft der Autor diese auch durchaus noch zu steigern...

Was einerseits als positiv hervorzuheben ist, nämlich das überaus detailliert recherchierte Fachwissen von Hans-Jürgen Rusch, erschwert jedoch andererseits (dem Laien) teilweise das Lesen. Neben spezifischen Fachbegriffen aus der Seefahrt bekommt man es auch mit zahlreichen Abkürzungen zu tun, deren Bedeutung man im Anhang zwar nachlesen kann, die für mich aber immer wieder den Lesefluss unterbrachen.
Was der Autor verschiedentlich mit und um seinen Thriller anprangert, ist die Tatsache, dass Deutschlands Seegrenzen durch mangelnde Gesetzgebung verletzlich sind. Mich als Leserin haben jedoch die ständig wechselnden oder ineinander übergreifenden oder sich ausschließenden Zuständigkeiten im Falle eines Falles meine Übersicht mehr als erschwert. Wer ist wann wofür zuständig? GSG9, Havariekommando, Bundespolizei, Maritim Headquater der Deutschen Marine... Dies mag den Realitäten entsprechen, doch mich hat diese Darstellung mehr als einmal verwirrt.

Die Charaktere in dem Buch sind eher nüchtern dargestellt. Janning als Kopf der Terrorplanung ist gewieft und skrupellos, aber auch sonst kocht jeder so ziemlich sein eigenes Süppchen, soll heißen, agiert oft ähnlich skrupellos im Sinne eigener Interessen. Bei der Vorstellung, dass das Geschilderte im Wesentlichen so tatsächlich eintreten KÖNNTE, kann einem eigentlich nur schlecht werden.
Jedenfalls habe ich kaum mit einem der Charaktere mitgefiebert oder sympathisiert, und ich bin mir auch nicht sicher, ob der Autor dies überhaupt beabsichtigt hat. Negativ fand ich in dem Thriller v.a. die Rolle der weiblichen Protagonistin Svenja, Chefin einer ominösen Sicherheitsfirma. Über deren andauernde Naivität, mangelnde Fähigkeit zur Personalführung und fehlendes Rückgrat habe ich mich mehr als einmal geärgert.

Insgesamt ist der Thriller für mich zwar spannend geschrieben, aber insgesamt eher ein "Männerthriller". Die Themen Seefahrt, Militär und die fast ausschließliche Männerbesetzung der wichtigen Rollen lassen mich letztlich zu diesem Schluss gelangen.
Das offene Ende passt zwar einerseits zur Thematik, lässt für mich insgesamt allerdings leider zu viele Fragen offen.

Letztlich ein ambitionierter Thriller mit einer klaren Aussage und einer aktuellen Thematik, die einem Angst machen kann.

© Parden