Rezension

Alle mal lesen, das schadet niemandem!

Untenrum frei - Margarete Stokowski

Untenrum frei
von Margarete Stokowski

Bewertet mit 5 Sternen

Interessiert stand ich neulich in der Buchhandlung und hatte beide Bücher von Margarete Stokowski, „Untenrum frei“ in der einen Hand, „Die letzten Tage des Patriarchats“ in der anderen Hand. Verlassen hab ich die Buchhandlung mit Ersterem und wünschte mir, ich hätte gleich beide mitgenommen!

 

Stokowski vertritt einen neuen Feminismus, der für Gleichberechtigung beider Geschlechter ist und somit den Mann keineswegs außen vor lässt. Sie gibt dem Feminismus ein neues Gesicht abseits der „frigiden männerhassenden Hexen“, als die Feministinnen oft empfunden werden. Auch in ihrem Werk wird klar, was längst alle wissen (sollten), dass Frauen eben häufig noch immer benachteiligt werden.

In den ersten Kapiteln ihres Buches gibt Margarete Stokowski einen Rückblick in ihr eigenes Leben. Dass nicht einfach, Bumms!, der Feminismus kam wie ein unerwartetes Klingeln an der Tür, sondern der sich auch bei ihr mit vielen Situationen und später mal über diese nachzudenken aufgebaut hat. Margarete Stokowski hat Sozialwissenschaften und Philosophie studiert. Physik oder Mathematik hätte sie auch gut gekonnt, auf einen unentspannten Wettstreit, in dem immer auch ihr Geschlecht eine Rolle gespielt hätte, hatte sie aufgrund von Erfahrungen aus der Schule aber keinen Bock. Sie sensibilisiert mit Themen wie unzureichendem Aufklärungsunterricht, Sex, männlichem/weiblichen Auftreten, Gewalterfahrungen und geschlechtlichen Ungerechtigkeiten die Leserschaft ihres Buches für all die kleinen und großen Ungerechtigkeiten, über die wir uns selbst manchmal nicht klar sind, weil wir sie nicht reflektieren – wir merken zwar, dass etwas zwickt ohne ganz erfassen zu können warum uns das so stört. Manche Vergleiche in diesem Buch haben mich zum Losprusten gebracht, weil sie so witzig und sarkastisch dargestellt sind, mehr sogar noch haben mich zum Grübeln und Resümieren gebracht.

Schade, dass ich erst Mitte Dreißig werden musste, bis ich in den Genuss dieser Lektüre gekommen bin! Ich wünsche mir, dass viele junge Frauen dieses Buch lesen. Nicht, um männerstrafende Furien zu werden, sondern um bereits früh mehr Einblick/Ansicht und dadurch Möglichkeiten zu haben. Ich wünsche mir aber auch, dass viele Männer dieses Buch lesen, um auch ein paar neue Eindrücke der Welt um sich herum bekommen.