Rezension

Allein?

Paolo - Der GerümpelSchatzKlau
von Anneli Klipphahn

Bewertet mit 4.5 Sternen

Paolo hat es nicht leicht. Seit seine Oma gestorben ist, geht bei ihm alles schief. Sein Vater hat die Familie verlassen, seine Mutter ist nur am Arbeiten und trotzdem reicht das Geld nicht und er, Paolo, muss mehr und mehr den Haushalt und die Betreuung seiner jüngeren Brüder übernehmen. Oft ist kaum genug zu essen im Haus, um auch ihn satt zu machen. Für seine Trauer, seine Ängste und seine Probleme findet sich kein Zuhörer. So zieht sich Paolo zurück, kämpft um seine Selbstachtung, seinen Stolz und verliert dabei alle seine Freunde. Durch Zufall gerät er in einen Kindergottesdienst und lernt Thomas kennen, der ihm den Glauben erklärt. Unschlüssig ob er mit damit etwas anfangen kann, beteiligt er sich doch gerne n der Aufräumaktion bei Herrn Höfer, die vom Kindergottesdienst aus organisiert wird. Doch seine ehemaligen Freunde wollen ihn nicht dabei haben und als dann etwas gestohlen wird, ist Paolo der Verdächtige Nummer eins.

Eine wunderbare Geschichte über einen Jungen, der alleine darum kämpft, mit den traurigen Veränderungen in seinem Leben fertig zu werden. Seine Stärke und sein Einfallsreichtum sind bewundernswert, während seine Mutter und Lehrer höchst fragwürdige Figuren sind. Die Hetzjagd, die die Kinder auf Paolo veranstalten, ist auch eine Szene bei der der Leser gepackt und zum Nachdenken gebracht wird. Es gibt viele Punkte, die nachdenklich stimmen und zu Diskussionen anregen.

Der Glaube an Gott spielt in diesem Buch eine wichtige Rolle, allerdings nicht oberflächlich. Paolo diskutiert durchaus, inwieweit ihm der Glaube bitte helfen soll, wenn er immer alleine dasteht und verprügelt wird. Die Kinder aus der Sonntagsschule hören sich zwar die Geschichten und Bibelgleichnisse an, handeln aber ganz anders – und das wird nicht in Frage gestellt. Die Erzählung bleibt auf dem Boden der Tatsachen, zeigt mit den religiösen Themen aber immer in die Richtung, die eigentlich eingeschlagen werden sollte und wie der Glaube Vertrauen aufbauen und Gemeinschaft schaffen kann, die eine Eskalation verhindern kann.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Man fiebert mit Paolo mit, fühlt sich mit ihm alleine gelassen, in die Ecke gedrängt und will genauso um sich schlagen – nicht als Lösung, aber um sich Luft zu verschaffen. Der christliche Aspekt ist sehr schön eingearbeitet und wirkt nicht aufgesetzt. An jedem Punkt ist die Geschichte glaubhaft und erschreckend realistisch. Neben einer gelungenen Gesellschaftskritik wird hier einfach ein gutes, spannendes Abenteuer erzählt. Eine klare Leseempfehlung!