Rezension

Almost Shakespeare

If We Were Villains. Illustrated Edition -

If We Were Villains. Illustrated Edition
von M. L. Rio

Bewertet mit 4 Sternen

Sie sind die Sieben. Die Schüler einer Theaterklasse in einem kleinen Eliteinternat. Drei Jahre lang lief alles bestens. Sie waren richtig eng. Egal, das Meredith und Richard zusammen waren. James und Oliver ein Zimmer teilten. Wren und Pippa gut mit einander konnten. Alexander lieber Männer mochte. Sie waren ein Team. Und so hätte das Abschlussjahr zwar stressig werden sollen, aber es hätte in einer herausragenden Abschlussaufführung münden sollen. Doch die Veranstaltung zu Halloween gerät aus den Fugen. Und bei Caesar eskaliert die Unstimmigkeit so, dass einer von ihnen sein Leben verliert.

 

Eine Schule, an der ausschließlich Stücke von Shakespeare gespielt und gelehrt werden. Das ist doch interessant. Obwohl man sich fragt, wie so eine Schauspielausbildung auf eine Karriere vorbereiten soll. Oder kann Shakespeare alles lehren, was man später braucht. Wie sehen die Schüler das? Oder sind sie so mit ihren Studien, dem Lernen der Stücke, verbunden, dass sie die Welt da draußen nicht mehr brauchen? Oliver Marks ist nicht der große Schauspieler. Er ist der Nette. Manchmal wirkt er wie der Stichwortgeber. Und doch hat er gegen den Willen seiner Familie das Schauspielstudium aufgenommen. Er brennt genauso wie die anderen, wenn nicht mehr.

 

Shakespeare in die Moderne übertragen, so wirkt dieser Krimi, der eigentlich keiner ist. Denn eigentlich scheint alles klar als die Handlung zehn Jahre später einsetzt. Nur der ermittelnde Detektive hat seine Zweifel. Und er überredet Oliver Marks ihm von dem Abschlussjahr zu erzählen. Dadurch bekommt der Roman eine ganz besondere Form, die fesselt und das Buch aus der Masse heraushebt. In die Tiefe kennen muss man die Stücke von Shakespeare nicht, er wird genug erklärt. Mögen sollte man Shakespeare vielleicht schon. Jedenfalls hat das Geflecht zwischen den sieben Studenten dieses Abschlussjahrgangs eine Wildheit und Zartheit, wie man sie auch in der klassischen Tragödie finden kann. Nicht alles wird bis zum letzten entschlüsselt, doch das passt zu diesem packenden Roman, der die positive Überraschung des Jahresausklangs darstellt.