Rezension

Am Ende der Welt

Marlborough Man -

Marlborough Man
von Alan Carter

Bewertet mit 5 Sternen

Nick Chester war ursprünglich als undercover cop in eine Gangsterorganisation in seiner englischen Heimat eingeschleust. Er flog dann aber auf und wurde zu seinem eigenen Schutz in das ferne Neuseeland versetzt. Mit seiner Frau Vanessa und seinem Sohn, einem Jungen mit besonderen Bedürfnissen, lebt er jetzt in der grandiosen, aber auch sehr rauen Landschaft der Marlborough Sounds und versucht hier für Recht und ordnung zu sorgen. Seine Kollegin Latifa Rapata hilft ihm immer wieder weiter, wenn er weder den Weg findet, noch mit den wenigen Einheimischen klar kommt. Alles läuft gut, bis ein unheimlicher Mörder ausgerechnet diese einsame Gegend zu seinem Jagdgebiet erklärt hat

Nick Chester hat sich mit seiner Namensänderung, seiner Versetzung und dem Familienumzug ans Ende der Welt zwar arrangiert, aber glücklich scheint er damit nicht zu sein. Eigentlich stellt er fast ausschlichlich Tickets für Verkehrsvergehen aus, was er für unter seiner Würde hält und versucht, trotz aller Widrigkeiten, seine Ehe wieder ins rechte Lot zu bekommen.

Ohne Regeln

Nicks Frau Vanessa find ich schon extrem geduldig und leidensfähig, aber ob es der ohnehin schon angeknacksten Ehe gut tut, zwei fremde Jäger in der Nähe einzuquartieren? Das alles wird von Nick aber beiseite gewischt, als in seinem Bezirk Kinder verschwinden und irgendwann ihre Leichen gefunden werden. Ab dem Punkt kommt der eigentliche, ursprüngliche Cop in Nick wieder zum Vorschein und von Regeln hat der nie etwas gehalten.

Spannend

Im Großen und Ganzen ist Marlborough Man ein großartiger Thriller. Es gibt nervenaufreibende Handlungen, spannende Verfolgungsjagden, komplexe und vor allem komplizierte Charaktere, reichhaltige Landschaftsbeschreibungen mit jeder Menge düsterer, aber auch liebevoller Atmosphäre. Es gibt Jäger und Gejagte und eine Vorstellung dessen, was passiert, wenn das ultimative Böse in eine kleine, freundliche Stadt einbricht.

Kleine Mankos

Allerdings wird mein Lesefluss immer mal wieder durch sehr abrupt endende Kapitel oder aber sehr durchsichtige Cliffhanger gestört. Auch die Tatsache, dass ich schon eine ganze Weile vor dem Ende wusste, wer der Mörder war fand ich ein bisschen störend, denn es nahm mir dann doch ein bisschen von der Freude beim Weiterlesen. Aber die wirklich grandiosen Landschaftsbeschreibungen und der sehr unangepasste Charakter des Protagonisten machten das für mich wieder wett.

Mein Fazit:

Marlborough Man von Alan Carter ist ein großartiger Thriller in einer ebenso großartigen Landschaft, das kann ich minimale Mankos dann auch mal verzeihen. Im August erscheint übrigens schon der zweite Teil Doom Creek bei Suhrkamp...