Rezension

Amüsante Familiengeschichte

Die Maybachs - Annegrit Arens

Die Maybachs
von Annegrit Arens

Bewertet mit 5 Sternen

Magdalena "Lena" Maybach, von ihrem Papa nur Prinzessin genannt und auch so behandelt, ist gerade süße 15 Jahre alt und kommt in eine neue Schule. Hier gibt es eine Clique um die allseits beliebte Sarah, zu der sie unbedingt gehören möchte. Da der Schulball ansteht und noch ein DJ gebraucht wird, wendet sich Lena an den Sohn ihres Privatchauffeurs - Poppy.
Papa August, der wohl die allerbesten Reibepfannkuchen auf der Welt macht, gibt vor für die Familie eine Luxusimmobilie am Wörthersee in Kärnten kaufen zu wollen. Das soll für seine Frau Regina eine große Überraschung werden. Dass sich Papa dabei allerdings auch anderweitig vergnügt, kann Lena nicht glauben.
Mama Regina, für ihr Alter immer noch wunderschön, sehr verwöhnt und das absolute Vorbild für Lena, kommt mit der dauernden Abwesenheit ihres Mannes nicht klar und bandelt mit dem Freund ihres Mannes, einem Fleischgroßhändler an.

Köln in den 60er Jahren: Kommunen, freie Liebe, erwachsen werden, erste Liebe, dauernde Diäten, und die Angst, die eigene Familie könnte zerbrechen. In diesem 1. Teil einer Trilogie über die Familie Maybach geht es hauptsächlich um Lena. Um ihre Ängste und Sorgen, um ihren Hund M.M., um ihre unerschütterliche Liebe zu ihrem herzallerliebsten Daddy und um ihr langsames Erwachsen werden. Sie spürt die erste Liebe, wird enttäuscht. Ihre Mutter ist ihr in dieser Zeit keine große Hilfe oder Stütze. Sie ist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie keine Ahnung hat, wie es in ihrer kleinen Tochter aussieht bzw. was sie bewegt. Ihre Patentante Maggi steht ihr da schon näher.

In einer rasanten Erzählweise lese ich mich durch 57 Kapitel, in der die Autorin die kleine, naive, unbedarfte, lernfreudige Lena zu einer junge Frau werden lässt. Ich mag die kleine Göre, die es manchmal faustdick hinter den Ohren hat, die aber auch äußerst sensibel reagieren kann. Ich kann mir ihre Schamesröte in der ein oder anderen Situation gut vorstellen. Manchmal möchte ich ihr auch zurufen "Mensch, lass das doch". Vielleicht macht mir das Lesen der Geschichte so großen Spaß, weil ich damals nur ein paar Jahre jünger war, als Lena und ich mich in dieser Zeit sehr gut zurecht finde. Des Öfteren habe ich mich kopfnickend erwischt und gedacht: so viel anders warst auch du damals nicht. Durch die Erwähnung von Charleston, Vico Torriani und dem Song "Oh mein Papa" falle ich automatisch fast 50 Jahre zurück in eine ganz andere Zeit.
 
Mama und Papa Maybach, ebenfalls sehr gut charakterisiert und beschrieben, versuchen jeder auf seine Art vom Leben mit zubekommen, was nur möglich ist. Da kommt die Tochter hier und da schon mal zu kurz. Und wenn man schon keine Zuneigung schenken kann, dann bekommt Lena halt Geschenke. Der Papa äußerst großherzig und spendabel, die Mama hält ihre behütenden Hände etwas zu fest über ihr Mädchen. Aber genau so ging es damals in vielen Familien zu. Mein Kopfkino lief während des Lesens auf Hochtouren.

Ich habe mich von diesem ersten Teil der Geschichte um die Familie Maybach sehr gut unterhalten gefühlt, hier und da mit gelitten und gelacht. Nun freue mich schon heute auf die Fortsetzung.