Rezension

anders als erwartet

Auf nach Neuland - Monika Rech-Heider

Auf nach Neuland
von Monika Rech-Heider

Monika Rech-Heider, studierte Geografin, jetzt Journalistin und Inhaberin einer PR-Agentur wagt mit ihrem Mann und den drei Kindern den Alltag hinter sich zu lassen und auf Reisen zu gehen. Davon berichtet sie in ihrem Buch "Auf nach Neuland". 

Aufgrund des Klappentextes habe ich mir etwas anderes unter diesem Buch vorgestellt. Ich dachte dabei eher an einen Reisebericht bei welchem die Geschehnisse auf der Reise mehr in den Vordergrund gerückt werden. Stattdessen erhalten wir einen moralisierenden, halb-philosophierenden Selbstfindungsprozess gepaart mit einer halbausgegorenen und lückenhaften Geschichtslektion.
Ich habe ein paar Mal darüber nachgedacht, das Buch wegzulegen und nicht zu Ende zu lesen. Jedoch wäre es unfair gewesen aufgrund eines halbgelesenen Buches eine Bewertung zu verfassen. 

Bereits der Untertitel "Mit Schulkindern und Bulli ein Jahr lang durch Europa" finde ich irreführend. Ende Juli brechen die fünf auf und schaffen es gerade mal ein paar Kilometer weiter. Da verbringen sie mehr als zwei Monate und sind erst im Oktober wirklich unterwegs. Von Mitte Januar bis März sind sie dann schon wieder zurück im Westerwald und auch Juni bis August verbringen sie quasi zuhause. Sie waren zwar mehr als die Hälfte des Jahres unterwegs aber auch nicht viel mehr.
Das zweite was mich irritiert ist, dass auf den Fotos öfters ein Ford Camper zu sehen ist und nicht der hochgepriesene Bulli. Anscheind wurde es auch da nicht so genau genommen.

Manchmal war ich mir nicht sicher ob ich lachen oder es als traurig betrachten soll. Dass beispielsweise die Registrierung der Prepaid-Karte den gesamten Vormittag aufgrund des zu hellen Sonnenscheins nicht geklappt hat, ist doch eher ein Armutszeugnis.
Auch wird erwähnt, dass der Bauernhof im Westerwald, auch welchem sie bald nach ihrer Abreise landen, eigentlich ihnen gehört. Dennoch scheinen sie nie Zeit da verbracht zu haben (gehen lieber zweimal im Jahr sonstwohin in die Ferien) und sind plötzlich so stolz auf ihre Kinder, weil sie den ganzen Tag draussen spielen. Es ist doch traurig, wenn man diese Möglichkeiten zwar hat aber nie nutzt. Wie viel hätte es den Kindern und der gesamten Familie gebracht, wenn sie öfters mal rausgefahren wären. Dann wäre vielleicht auch diese gesammte Sinn- und Selbstfindungsreise nicht notwendig gewesen.
Am Ende des Buches wird dann stolz beschrieben, wie ihre Kinder keine Playstation etc. benötigen, sondern eben draussen spielen.
An einer anderen Stelle erwähnt Monika Rech-Heider wie sie ihren ganzen Mut zusammen nehmen musste und versuchte sich selbstbewusst einer Dreiergruppe, bestehend aus ihrem Mann und zwei Facebookbekanntschaften zu nähern. Wirklich jetzt? Da braucht es Mut dazu? Ich weiss nicht wie diese Frau ihr Geschäft führt aber wenn sie Angst davor hat sich anderen Leuten zu nähren, muss dies wohl sehr schwer sein.
Die Autorin berichtet davon, dass sich nach der Reise einiges geändert hat und sie beispielsweise auch einmal vom Laptop aufsieht wenn eines der Kinder Hilfe benötigt. Wenn das vorher nicht so war, dann tun mir die Kinder erst recht leid.

Schade finde ich auch, dass sie quasi nur mit deutschsprachigen Leuten Kontakt hatten. Da ein paar Schweizer, da jemand, der in Deutschland studiert hat usw. Ungarn ist sicher ein tolles Land aber um mehr über die Leute dort zu erfahren, braucht es vielleicht mehr als eine Familie aus der Schweiz, welche selber erst seit ein paar Jahren dort lebt. 

Dazu kommt der Schreibstil und die Beschreibungen irgendwie arrogant und eben moralisierend daher. Anstatt immer wieder zu zeigen, was man den Kindern an Geschichtslektionen beigebracht hat, hätten mehr Anekdoten und echte Erlebnisse gut getan.
Ich hätte auch auf die Briefform verzichtet, irgendwie fand ich dies in einem Erlebnisbericht etwas fehl am Platz.

Ich habe auch einen Blick in den Blog geworfen. Habe nach dein einführenden Einträgen aber aufgehört weiter zu lesen. Natürlich passieren Fehler, erst recht wenn man unterwegs ist aber diese Schreibfehler bei der Vorstellung der Familie etc. - Abschnitte welche bestimmt zuhause vorbereitet wurde - waren einfach zu viel. Wenn ein Blog dann bitte mit etwas mehr Effort. 

Ich konnte dieser Zusammenfassung der Europareise leider nicht viel abgewinnen. Ich lese gerne Reiseberichte und führe auch immer eine Art Tagebuch, wenn ich unterwegs bin. Hier wurde etwas vermarktet, dass meiner Ansicht nach weder nötig war noch gut umgesetzt wurde.