Rezension

Anekdotenreiches Porträt einer Salonière

Ich liebe unendlich Gesellschaft -

Ich liebe unendlich Gesellschaft
von Dorothee Nolte

Bewertet mit 4 Sternen

In diesem schmalen, schmucken Bändchen zeichnet Dorothee Nolte das Leben einer Jüdin, die im Laufe ihres Lebens verschiedenste Rollen einnahm: Tochter eines cholerischen Juwelenhändlers, Verfasserin von über 6.000 Briefen, unglückliche Geliebte, Flüchtling, Wohltäterin und Ehefrau. Doch am meisten gefiel sie sich als Gesellschaftsdame, die Gäste wie die Humboldt-Brüder, die Familie Mendelssohn Bartholdy, Fürst Pückler und Heinrich Heine empfang. Zu gern hätte ich die Salonière persönlich kennengelernt und den geistreichen Gesprächen gelauscht. 

Die Autorin wirft nicht nur Schlaglichter auf die Berliner und Pariser Salons, sondern auch auf das gesellschaftliche und politische Umfeld. Ob Rahels erste größere Reise nach Breslau, ihre Begegnung mit Goethe oder ihre unerfüllten Gefühle für Karl Graf Finck von Finckenstein – Dorothee Nolte verdichtet Wissenswertes und Kurioses zu humorvollen Geschichten, garniert mit zahlreichen Zitaten.

Es ist eine kurzweilige, gelungene Hommage an eine Frau, die zeitlebens verrückt war nach Nahrung für Geist und Gemüt und sich nichts sehnlicher wünschte als Frieden und die Gleichberechtigung von Mann und Frau.