Rezension

Annamirl mischt mit

Tatort Karlsfelder See -

Tatort Karlsfelder See
von Ruth M. Fuchs

Bewertet mit 5 Sternen

„...Warum bin ich eigentlich nicht schon viel früher darauf gekommen, dass ein Mord die einfachste und beste Lösung für all meine Probleme ist? Wie dumm war ich, es erst mit Reden zu versuchen!...“

 

Das Buch beginnt mit einem Tagebuch des Mörders. Das Zitat zeigt die ersten Sätze daraus. In das Tagebuch erhalte ich noch mehrmals Einblick. Es ist immer in kursiv gesetzt. Bei den Ermittlungen ist es eher wenig hilfreich. Es führt gern auf eine falsche Fährte.

Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Der eingeflochtene Dialekt gibt der Geschichte ein gewisses lokales Flair.

Annamirl, ehemalige Lehrerin, geht mit ihren beiden Hunden Loki und Odin spazieren. Auf einer Bank sitzt eine alte Dame. Mit der hat Loki schon unangenehme Erfahrungen gemacht. Trotzdem nähert er sich der Bank. Die Frau reagiert nicht. Sie ist tot. Das ist nicht die erste Tote, die Annamirl sprichwörtlich vor die Füße fällt. Deshalb ist Kommissar Jürgen Auerbach auch nicht begeistert.

Ich mag das resolute Auftreten von Annamirl.

 

„...“Die ist wahrscheinlich einfach an Altersschwäche gestorben“, maulte ein junger Mann, der trotzdem sein Handy hob, um ein Foto zu schießen. „Ach, Sie sind Arzt? Oder Hellseher?“, fuhr Annamirl ihn in bester Lehrermanier an...“

 

Natürlich mischt sich Annamirl gekonnt in die Ermittlungen ein. Bei Spaziergängen mit den Hunden kommt man ganz leicht mit Leuten am Gartenzaun ins Gespräch. Man muss sich nur die richtigen Wege aussuchen.

Die Polizei, insbesondere Patrick und Julia, beschäftigen sich derweil mit dem Neffen der Toten und werden beim Notar wegen des Testaments vorstellig. Das hat die Tote kontinuierlich geändert. Als Patrick den momentan Begünstigten aufsucht, findet er ihn ermordet in seiner Wohnung.

Mir gefällt, dass auch aktuelle Themen ins Geschehen integriert werden. Vor allem Annamirl hat dazu meist eine feste Meinung.

 

„...Dieses übertriebene Gendern geht mir allmählich auf die Nerven. Die deutsche Sprache ist eine gewachsene, die sich ganz von allein so verändern wird, wie es für das Zusammenleben erforderlich ist. Ich muss das wissen, ich habe schließlich Deutsch unterrichtet...“

 

Annamirl hat eine unnachahmliche Art, die Leute zum Reden zu bringen. Dadurch erfährt sie Dinge, die der Polizei verborgen bleiben. Natürlich informiert sie Patrick darüber.

Ich mag den trockenen Humor, der immer mal wieder aufflammt.

 

„...So oder so war die Summe auf Russes Konto beunruhigend niedrig. Zu wenig Stellen links vom Komma, hätte Russe wohl gesagt...“

 

Annamirl ist eine ausgezeichnete Beobachterin. Genau das führt dazu, dass sie den Mörder eher kennt als die Polizei.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat ein bisschen was vom alten englischen Krimi und ist doch gekonnt in unserer Zeit verwurzelt.