Rezension

Anregend

Österreichs vergessene Literaten
von Clemens Ottawa

Bewertet mit 4.5 Sternen

 

Der Autor Clemens Ottawa stellt in insgesamt 60 Kurzbiographien Literaten aus Österreich vor, die in Vergessenheit geraten sind. Ob dies tatsächlich für alle gilt, vermag ich nicht zu beurteilen, aber Jakob Wassermann, Hertha Pauli, Gina Kaus und Herbert Eisenreich sind meiner Ansicht nach durchaus präsent in den Literaturgeschichten.

Dabei werden zum Teil tragische Lebenswege aufgezeichnet, vielfach geprägt durch die Erfahrung des Exils oder auch Krankheiten. Jede dieser Kurzdarstellungen endet mit einem (Achtung, leichte Kritik: sehr) kleinen Appetithäppchen. Aber gerade Letzteres macht den Reiz des Busches aus. Die Bandbreite der vorgestellten Autoren ist dermaßen groß, dass jeder Leser dieses Buches Anregungen zur Weiterbeschäftigung mit dem einen oder anderen findet.

Was mich ein wenig gestört hat, ist die Tatsache, dass sich zumindest zwei durch den Nationalsozialismus belastete Autorinnen in der Übersicht befinden. Ist deren literarische Qualität wirklich so überzeugend, dass es sich lohnt, sie der Vergessenheit zu entreißen? Und: Kann man Opfer und Befürworter des Nationalsozialismus so mir nichts, dir nichts einfach in diesem Kompendium vereinen?

Aber dennoch: Die Lektüre lohnt sich, in meinem Fall sind es sechs Autoren, mit denen ich mich eingehender beschäftigen möchte.