Rezension

Anspruchsvoller Roman über Betrug und Täuschung

Ich war Diener im Hause Hobbs - Verena Roßbacher

Ich war Diener im Hause Hobbs
von Verena Roßbacher

Inhalt

Christian ist Butler bei der wohlhabenden Züricher Anwaltsfamilie Hobbs. Er ist auch derjenige der den Toten im Gartenpavillon findet und Jahre später zurückblickt, um zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. Von Zweifeln geplagt, ob er etwas hätte erahnen können geht er in seinen Erinnerungen zurück in die Vergangenheit. In dieser spielt auch seine Jugendzeit in dem österreichischen Feldkirch, die er mit seinen besten Freunden verbrachte, eine wichtige Rolle. Je länger er Begebenheiten und Momente Revue passieren lässt, umso mehr kommt er einem Geheimnis auf die Spur.

Meine Meinung

„Ich war Diener im Hause Hobbs“ ist ein Roman über Betrug und Täuschung. Im Fokus des Geschehens ist Christian, der in einer wohlhabenden Schweizer Familie als Butler tätig ist. Wer nun aber erwartet, dass es eine Downtown Abbey-mäßige Geschichte ist, in der ausschließlich das Leben inmitten der Familie beleuchtet wird, der dürfte sich über die Handlung wundern. Denn Verena Roßbacher führt uns in die Vergangenheit von Krischi zurück. In seine Jugend, die auf den ersten Blick rein gar nichts mit seinem jetzigen Leben zu tun hat. Und wie so mancher Leser, habe auch ich mich gefragt, wieso sie das tut und dann auch noch in epischer Breite. Mit ihr erfahren wir, wie unterschiedlich Christian und seine Freunde sind. Wie sie aufgewachsen sind und welchen weiteren Weg im Leben sie gewählt haben. Zu gerne würde er diesen privaten Teil privat belassen, aber Frau Hobbs hat andere Pläne und dringt bei einem gemeinsamen Besuch in Feldkirch in seine Welt ein, in der sie auch seine Freunde kennenlernt. Eine Bekanntschaft, die schreckliche Folgen hat …

Verena Roßbacher lullt den Leser in ihrem Buch zunächst in die heile Welt der Familie Hobbs ein. Vater, Mutter, Kinder und der Zwillingsbruder leben harmonisch zusammen. Jedes Jahr werden zu besonderen Anlässen Fotos der Familie an Freunde, Familie und gute Bekannte geschickt, die dies zusätzlich unter Beweis stellen. Doch bei genauerem Hinsehen, erkennt Christian schnell, dass das Bild hinter den Familienportraits nicht ganz so perfekt ist. Dennoch bleibt er länger in dem Haushalt, als er eigentlich geplant hat. Er fühlt sich wohl und beachtet daher nicht, was er in der Butlerschule gelernt hat – nach spätestens 3 Jahren den Arbeitgeber zu wechseln. Eine fatale Entscheidung, wie sich erweist …

Mir hat das Buch einerseits unglaublich gut gefallen, andererseits hat es jedoch auch viele Passagen aufgewiesen, die zäh waren und sich in die Länge zogen. Trotzdem hat die Autorin es geschafft, dass ich jedes ihrer Worte gelesen habe und es mir unmöglich war die Zeilen auf die Schnelle zu überfliegen, was ich so manches Mal versucht war zu tun. Nein, so habe ich Christians Ausführungen „gelauscht“, versucht seinen Gedankengängen zu folgen und mir Fragen zu der Geschichte gestellt, die erst zum Ende hin beantwortet wurden. Lange habe ich mich gefragt, ob die Handlung realistisch ist. Kann das Leben wirklich Menschen auf genau diese Weise zusammenbringen? Kann es wirklich zu diesen folgenschweren Ereignissen kommen? Ich weiß es immer noch nicht, aber eins kann ich für mich beantworten: das Leben ist manchmal sehr viel einfallsreicher, als der Mensch es für möglich hält.

Fazit

„Ich war Dinner im Hause Hobbs“ ist ein intelligent geschriebener Roman über Betrug und Täuschung. Nicht ganz einfach zu lesen, da er einige (teils zähe) Längen aufweist, aber wer der Geschichte die Chance gibt wird mit einer ungewöhnlich erzählten Handlung belohnt.