Rezension

Anstrengender Anfang

Die Mittagsfrau
von Julia Franck

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Die Mittagsfrau" von Julia Franck erzählt die Geschichte von Helene. Sie beginnt in der Kindheit mit der älteren Schwester, deren homosexuelle Orientierung in der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts noch ein großes Tabu ist, und der psychisch kranken Mutter. Der Vater kehrt nach vielen Jahren verletzt aus dem Krieg zurück, die Kinder pflegen ihn bis zum Tod. Die gesellschaftlichen Gegebenheiten erlauben es Helene nicht ihrer Leidenschaft nachzugehen und zu studieren. Nach vielen Jahren lösen sich die Mädchen von ihrem Elternhaus und ziehen zu einer Tante nach Berlin. Helene findet nach vielen Umwegen endlich Arbeit in einer Apotheke und unterstützt damit die Drogenabhängigkeit der Tante und der Schwester. Schließlich trifft sie die Liebe ihres Lebens. Nach einigen Umwegen erleben wir mit Helene die Zeit des 3. Reiches, in der sie ohne Familienstammbuch auf einige Schwierigkeiten trifft.

Den Schreibstil von Julia Franck fand ich anfangs sehr anstrengend, er ist sehr altbacken. Ich weiß nicht, ob ich mich einfach daran gewöhnt habe, oder ob es tatsächlich im Verlauf besser wurde, aber etwa ab der Hälfte kam ich mit dem Lesen deutlich rascher voran. Initial war mir auch die Themenvielfalt zu breit: die ältere Schwester, die ich mehr als einmal als deutlich übergriffig erlebt habe, Homosexualität, Kindesvernachlässigung, Drogenkonsum, Krieg usw. Im Verlauf des Buches lichtete sich dies etwas, dennoch blieb mir Helene bis zum Schluss rätselhaft und ich konnte ihr Handeln meist nicht nachvollziehen. Einblicke in die Gedanken der Protagonistin gab es viel zu selten.

Alles in allem ein Buch, das ich zwischenzeitlich durchaus interessiert, jedoch leider nie mit Leidenschaft gelesen habe.