Rezension

Appell an die Menschheit

Wir sind das Klima! - Jonathan Safran Foer

Wir sind das Klima!
von Jonathan Safran Foer

Nach "Tiere essen" hat sich Bestsellerautor Jonathan Safran Foer nun mit dem Klimawandel beschäftigt. In „Wir sind das Klima“ geht er der Frage nach, ob und wie man die Welt noch retten kann. Sein sehr persönliches Buch ist ein leidenschaftlicher Appell an die Menschheit und gegen das "Weiter so!".

Wir haben Jahrzehnte verpennt, jetzt wird es allmählich zwingend, etwas gegen den Klimawandel zu tun – zumindest falls wir den Planten Erde als Habitat für Menschen erhalten wollen. Es eilt! Abwarten geht nicht mehr.

 

Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Safran Foer schreibt in „Wir sind das Klima“ voller Leidenschaft gegen das "Weiter so!" an, setzt dabei aber nicht auf Konfrontation, sondern auf pragmatische Lösungen. Jeder, so sein Credo, könne für das Klima etwas bewirken, zum Beispiel weniger Fleisch essen. Das bedeutet: Auch wenn wir zur Rettung der Welt natürlich weltweite Lösungen benötigen, kann zur Lösung jedes Individuum einen kleinen Teil beitragen. Dem Buch und Film „Der Wolkenatlas“ entstammt die Erkenntnis, dass zwar alles, was der Einzelne tut, nur ein winziger Tropfen ist, dass aber selbst ein riesiges Meer nichts anderes ist als die Summe vieler, vieler Tropfen.

 

Jonathan Safran Foers Metapher dazu ist etwas allltagsnäher: "Ein einzelner Autofahrer kann keinen Stau verursachen. Aber ohne die einzelnen Autofahrer gäbe es auch keinen Stau. Wir stecken im Verkehr fest, weil wir der Verkehr sind."

 

Und er hat recht damit, auch wenn er von uns allen nicht weniger fordert, als unsere eigenen Berge zu versetzen. Sympathisch ist, dass Foer zugibt, dass er selber Schwierigkeiten damit hat, diesen Kampf mit seinem inneren Schweine­hund zu führen. Er gesteht, wie schwer es ihm fällt, auf einen saftigen Burger zu verzichten. Andererseits stammen – sage und schreibe – 51 Prozent der Schadstoffemissionen direkt oder indirekt aus der Massentier­haltung.

 

Dabei könnten wir alle etwas ganz, ganz Simples tun:  Weniger Auto fahren und fliegen zum Beispiel. Oder vegetarisch leben. Aber selbst wer nicht als Vegetarier leben möchte, der könnte ja zumindest WENIGER Fleisch essen. Oder auch auf Milch, Käse und Eier verzichten – zugunsten von Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide. Kurz gefasst: Besser nur DIE Nahrungsmittel essen, die sich leichter, klimafreundlicher und nachhaltiger anbauen lassen. Ach ja, noch eins: Wir sollen bald damit anfangen, am besten sofort. Also vielleicht zum Auftakt mal einen Tag pro Woche auf tierische Produkte verzichten.

 

Foers literarisches Plädoyer an die Menschheit, sich selbst zu retten, hat zwei kleine Mankos: Erstens: Die Fakten sind eigentlich alle bekannt. Und zweitens: Braucht man für den Appell, mit den Veränderungen bei sich selbst anzufangen, wirklich mehr 300 Buchseiten?