Rezension

Aschenputtel meets Streetart

Ein Winterkuss in London -

Ein Winterkuss in London
von Nadine Stenglein

Bewertet mit 4 Sternen

~ Ein Winterkuss in London von Nadine Stenglein ~

Für Haley ist das Märchen "Aschenputtel" keine Geschichte mehr, sondern bittere Realität. Ihre neue Stiefmutter und deren Kinder lassen keine Gelegenheit aus, um sie bloßzustellen. Kein Wunder, dass sie sich selbst als graue Maus sieht. Kann es da wirklich sein, dass ein begnadeter Streetartkünstler genau sie als Muse auserkoren hat? Haley hat Zweifel daran und auch an der Intention des Künstlers. Doch ihre beste Freundin ist ganz davon überzeugt, dass er ehrlich ist... Wer von den Beiden wohl recht hat???

Das Cover ist schlicht, passt aber hervorragend zum Inhalt des Romans.
Die Handlung nimmt zuerst nur langsam an Fahrt auf. Im ersten Drittel des Buchs geht es vor allem um Haleys Leben und ihre Zweifel daran, dass es der Künstler wirklich ernst meint. Für meinen Geschmack waren diese Passagen manchmal ein wenig langgezogen. Besonders die Diskussionen zwischen Haley und ihrer Freundin waren für mich irgendwann zu viel, da die beiden immer wieder die gleichen Argumente in neue Dialoge packten.
Das zweite und das letzte Drittel des Romans haben mich dann gepackt. Endlich beschließt Haley aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen. Die Handlung wird dadurch zunehmend spannender, aber auch tiefgründiger. Mir haben hier vor allem die nachdenklichen Textnachrichten zwischen Haley und Mr. Poem gefallen. Diese regen zum Nachdenken an und erwärmen das Herz.
Das Buchende war für mich einfach nur perfekt.
Haley ist eine sympathische Protagonistin, die ich schnell ins Herz geschlossen habe. Sie ist immer nett, hilfsbereit und hat Manieren. Ich konnte mich gut mit ihr identifizieren und ihre Handlungen nachvollziehen. Vielleicht auch deswegen, weil ich in meiner Jugend in einer ähnlichen Situation war, wie sie (zwar zum Glück nicht im familiären, sondern "nur" im schulischen Bereich).
Aber auch die anderen Protagonisten sind gut getroffen. Sie waren mir zwar nicht alle sympathisch (ganz ehrlich: Ich glaube Haleys Stiefmutter und - schwester sind für niemanden sympathisch) aber sie sind alle realistisch und lebensecht beschrieben.
Manche Zitate sind in Englisch geschrieben und wurden auch nicht übersetzt. Es ist zwar nicht zwingend notwendig, sie zu verstehen, um der Handlung folgen zu können. Trotzdem denke ich, dass Grundkenntnisse in Englisch sinnvoll sind, um den Roman in all seiner Fülle erleben zu können.

Mir hat der Roman gefallen. Ich würde ihn empfehlen, um sich auf Weihnachten und den Winter einzustimmen.