Rezension

Atmosphärisch und berührend

Die Seele des Ozeans - Britta Strauss

Die Seele des Ozeans
von Britta Strauß

Bewertet mit 4 Sternen

Kjell bekommt von seiner Mutter Fae, die bereits um die 80 und kurz vorm Tod ist, ein Buch überreicht, das sie geschrieben hat und in dem sie selbst die Hauptrolle spielt. Er hält es für reine Fiktion, merkt aber bald, dass Fiktion und Realität näher beieinander liegen, als er es für möglich gehalten hätte. Der Protagonist aus Faes Buch, der ebenfalls den Namen Kjell trägt, ist viel mehr als nur sein Namensvetter und bald weiß er nicht mehr, was Fantasie ist und was echt.

Meinung:

Was ich sehr faszinierend finde ist das Buch im Buch. Der Leser hält das Buch in der Hand, das auch Kjell bekommt. Cover und Titel sind gleich und wir lesen quasi gleichzeitig mit Kjell die Geschichte. Das sorgt für einen viel näheren Bezug als man es von anderen Büchern kennt, da man sozusagen selbst Teil der Geschichte ist.

Der Schreibstil ist, wie auch schon bei "Sturmherz", atmosphärisch, melodisch und harmonisch. Die Autorin schafft es, das Meer, das einen Hauptbestandteil der Geschichte ausmacht, auch in die Sprache einzubinden. Man spürt die Liebe der Autorin zum Meer, was ich sehr schön finde.

Durch das Buch im Buch wird die Geschichte von Fae und Kjell erzählt: Fae ist eine starke Frau, deren Schicksal mich sehr bewegt hat. Durch einen Tumor zum Sterben verurteilt, hat sie mit dem Leben eigentlich schon abgeschlossen. Ihre einzige Gesellschaft in ihren letzten Tagen sind ihr überfürsorglicher Bruder Alexander, seine beiden Freunde Henry und Ukulele und ihre Katze. Doch eines Tages trifft sie auf Kjell, der so ganz anders ist als alle Menschen, die sie bisher kannte. Mit seinen silbernen Haaren und türkisen Augen wirkt er sogar alles andere als menschlich. Und Fae erlangt in seiner Gegenwart Fähigkeiten zurück, die sie durch ihren Tumor längst verloren hatte. Ich habe so mit ihr mitgefühlt und gebangt, dass sie wieder gesund wird.
Der Antagonist und Walfänger Breac ist so viel mehr als nur ein Bösewicht. Man erfährt vereinzelt über ihn und sein vergangenes Leben und auch wenn er ein grausamer Mensch ist, habe ich stets gehofft, dass er vielleicht doch noch eine Wandlung durchmacht.
Kein Charakter in diesem Buch ist perfekt. Alle haben gute und schlechte Seiten und das macht sie so natürlich und lebendig.

Ein Kritikpunkt ist das ewige Hin und Her zwischen Fae und Kjell. Obwohl man als Leser schon längst weiß, um wen es sich bei Kjell handelt, da das Erlebte auch aus seiner Perspektive geschildert wird, dauert es viele Anläufe, bis er endlich mit der Wahrheit rausrückt. Eine ähnliche Situation gab es auch am Ende nochmal. Das hat für leichten Frust gesorgt, das Leseerlebnis aber sonst nicht beeinträchtigt.

Das Ende ist bittersüß und auch wenn der Kjell der Gegenwart nicht viel gehandelt hat, sondern selbst nur Leser war, habe ich ihn gleich in mein Herz schließen können. Ich hoffe, es wird eine Fortsetzung geben. Sie wurde ja angekündigt, bisher habe ich aber leider nichts mehr darüber gelesen. Ich möchte wissen, wie es mit Kjell, Breac und Co. weitergeht!

Kommentare

Novembertochter kommentierte am 17. Juni 2016 um 19:02

Das Buch habe ich übrigens kostenlos vom Drachenmond Verlag zum Rezensieren bekommen! Leider kann ich die Rezension nicht nachträglich bearbeiten, darum sag ich das jetzt als Kommentar :)