Rezension

atmosphärischer Historienroman, dem es etwas an Spannung fehlt

Im Schatten des Krans - Jürgen Rath

Im Schatten des Krans
von Jürgen Rath

Bewertet mit 3 Sternen

Kurzbeschreibung:
Hamburg 1845. Die Schrecken des Großen Brandes sind noch überall präsent. Auch der alte Kran im Hafen wurde zerstört. Während Reeder und Kaufleute als Ersatz einen eisernen Schwergutkran aus England fordern, plädiert der Werftbesitzer Elbrand für eine hölzerne Hebemaschine. Und er hat beste Kontakte zur Regierung. Als Elbrand eines Nachts ermordet aufgefunden wird, gerät Roger Stove, Angestellter im Handelshaus Schröder & Westphalen und erbitterter Gegner der Hebemaschine, unter Verdacht und wird arretiert. Kontorlehrling Moritz Forck glaubt nicht an die Schuld des Kollegen und versucht auf eigene Faust, den Mörder zu finden. Seine Nachforschungen führen ihn bis in die hintersten Winkel der berüchtigten Hamburger Gängeviertel. Obwohl Moritz spürt, dass er verfolgt wird, gibt er die Suche nicht auf. Schließlich will er nicht nur den Mörder finden, sondern auch Cäcilie, der Tochter seines Arbeitgebers, beweisen, dass er ein ganzer Kerl ist.

Meinung:
Nach“ Nordhörn – Ein Nordsee-Krimi“ ist „Im Schatten des Krans“ bereits mein zweiter Roman, den ich vom Autor Jürgen Rath gelesen habe. Und dabei ließen sich für mich auch einige Parallelen erkennen.

So ist es gelingt es dem Autor durchaus eindrucksvoll den Leser in eine authentische Stimmung zu versetzten. Die Atmosphäre der vergangen Zeit wird schon ziemlich bald greifbar und man hat das Gefühl mitten im Hamburg des 19. Jahrhunderts gelandet zu sein. Jürgen Rath setzt dabei vor allem auf eine deutliche Beschreibung der verschiedenen Schichten und Milieus der damaligen Zeit, so dass man einen guten Überblick vom Leben der Reichen, der Arbeiter, aber auch der ganz Armen bekommt. Zusätzlich streut der Autor auch viele historische Details und Entwicklungen mit ein, die dem Leser unterschwellig zu neuem Wissen verhelfen, aber extrem von der intensiven Recherchearbeit des Autors zeugen.

Auch der Schreibstil wurde gut an die im Buch vorherrschende Zeit angepasst. So verwendet der Autor öfters einige, in der heutigen Zeit nicht mehr ganz so gängige Worte und passt auch die Satzform dementsprechend an. Doch obwohl der Schreibstil dadurch einen passenden historischen Touch bekommt, hat man selten Probleme zu verstehen, was der Autor nun genau meint. Und falls man doch mal das ein oder andere Wort nicht verstehen sollte, gibt es auf den letzten Seiten des Romans ein umfangreiches Glossar, das die unbekannten Bezeichnungen ausführlich erklärt.

So weit, so gut. Denn diese Aspekte des Romans haben mir wirklich gut gefallen. Doch nun kommt leider wieder das große ABER, das ich auch schon in „Nordhörn“ bemängelt habe, die fehlende Spannung. „Im Schatten des Krans“ wird groß als historischer Kriminalroman angepriesen, und historisch ist das Werk ohne Frage, aber unter einem Kriminalroman stelle ich mir doch etwas anderes vor. Es gibt zwar einen Mord und Kontorlehrling Moritz versucht zwar auch ab und an diesen aufzuklären, jedoch alles andere als stetig und gezielt. Durch die ausführlichen Beschreibungen aus Moritz „normalen“ Leben gerät der Mordfall sehr in den Hintergrund und die Aufklärung des Falls läuft bestenfalls nebenbei. Und dabei hilft es dann auch wenig, dass die Auflösung der Tat so gut wie unvorhersehbar ist.

Fazit:
„Im Schatten des Krans“ ist ein atmosphärischer und bildhafter Historienroman, der einen guten Einblick in das Hamburg des 19. Jahrhunderts verleiht und deutlich die große Recherchearbeit dahinter erkennen lässt. Jedoch ist der Kriminalfall der Geschichte sehr dürftig und auch sonst geschieht nur wenig aufregendes, weshalb es mir zeitweise deutlich an Spannung fehlte und ich „nur“ 3 von 5 Sternen vergeben kann. Dennoch gibt’s eine Leseempfehlung für alle, die gerne authentische Historienromane lesen und auf durchgängige Spannung nicht so viel Wert legen.