Rezension

Auch ein Kaktus braucht Liebe und Geborgenheit

Der Kaktus - Sarah Haywood

Der Kaktus
von Sarah Haywood

Ein wunderbarer Roman mit einer ungewöhnlichen Protagonistin voll britischem Humor und Tiefgang!

Susan Green hat ihr Leben voll im Griff, arbeitet mit Mitte vierzig als juristische Versicherungsangestellte, hat eine beachtliche Kakteensammlung, mag keine überflüssigen Emotionen, zieht sich elegant und praktisch an in gedeckten Farben, kann auch alles anziehen, weil sie die Figur dazu hat und kein Verständnis, dass es Frauen gibt, denen es nicht so geht, gibt ja schließlich Disziplin, hat eine Eigentumswohnung in London, mag auch keine überflüssigen Gespräche, hat am liebsten ihre Ruhe und für die Bedürfnisse einer Frau ein sehr praktisches und übereinstimmendes Arrangement.

Alles könnte so weitergehen, doch dann stirbt plötzlich ihre Mutter und Susan muss nach Birmingham und sich mit ihrem völlig unorganisiertem Bruder wegen Erbstreitigkeiten herumärgern. Dazu kommt noch, dass ihr jeden Morgen wirklich übel ist und das keine Magenverstimmung sein kann und sie dann noch den Gärtner Rob trifft, ein Freund ihres Bruders und garantiert mit demselben unter einer Decke steckt und sie sich um ihr Erbe gebracht sieht...all das bringt Susans Leben völlig in Unordnung und sie ist fest entschlossen ihr Erbe einzuklagen und ihr Leben neu zu organisieren, denn die Magenverstimmung hat ja einen Grund. Doch in diesem Rechtsstreit erfährt sie Dinge, die sie eigentlich nicht erfahren wollte.

In diesem ganzen Durcheinander lernt Susan sich doch immer mal wieder den Menschen ihr Herz zu öffnen und ihr Leben zu leben, auch wenn nicht alles planbar ist.

Sarah Haywood schafft es in ihrem außergewöhnlichen Roman, der britischen Humor und Tiefgang trefflich miteinander verbindet, den Charakter ihrer Protagonistin auf eine ganz eigene Art zu zeichnen. Auch wenn ich mit Susan am Anfang nicht ganz warm wurde, schwierig mit einem Kaktus, wurde sie mir immer symphatischer und ich verstand mit jeder Seite mehr und mehr, warum sie so geworden ist und dass es doch möglich ist trotz traumatischer Kindheit sich den Menschen wieder zu öffnen und sich am Leben zu freuen. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen!