Rezension

** Auch mein Adrenalin steigt **

Adrenalin
von Michael Robotham

Bewertet mit 4 Sternen

Vor dem Lesen kannte ich bereits ein Buch des Autors Michael Robotham, bzw. sogar ein Werk aus der Reihe um Joe O`Loughlin – nämlich „Dein Wille geschehe“. Da ich von diesem Psychothriller so positiv überrascht war, stand es für mich fest, dass ich auch die anderen Bücher des Autos lesen wollte. Meine Erwartungen gegenüber „Adrenalin“ waren dementsprechend hoch, bzw. ich erwartete von Anfang an, dass mir dieses Buch gefallen würde.

Und was soll ich sagen – so war es auch! Das Buch beginnt mit einer kleinen einleitenden Story, die aber auf den weiteren Buchverlauf keine weiteren Auswirkungen hat. Es zeigt lediglich, dass Joe ein selbstloser, gutherziger Mensch mit guter Menschenkenntnis ist. Nach und nach wird man als Leser in Joes Leben, wozu auch seine Familie gehört, hineingeführt. Ein liebender Vater einer kleinen Tochter und Ehemann einer hübschen, tollen Frau, die sich nichts sehnlicher als ein zweites Kind wünscht. Doch Joe hat ganz andere Sorgen, denn bei ihm wurde Parkinson diagnostiziert und nicht zuletzt er als Arzt weiß, welch schwierige Zeiten noch auf ihn und seine Familie zukommen werden. Eine solche Nachricht steckt man nicht so leicht weg, so dass Joe einen folgenschweren Fehler begeht und seiner Frau fremdgeht.

Die eigentliche Story dreht sich aber vor allem um einen Patienten, den der Psychotherapeut in seiner Praxis betreut. Der hoch gewachsene und stämmige Bobby scheint auf der einen Seite hochintelligent zu sein, auf der anderen jedoch schizophren, gewalttätig und geistig zurück geblieben. Nicht die leichteste Aufgabe, diesen Patienten auf den rechten Weg zu bringen, vor allem, als dieser Joe Gewaltphantasien offenbart.

Nachdem eine ehemalige Patientin von Joe tot aufgefunden wird, ist dieser zunächst geschockt. Doch was ihn noch viel mehr schockt, ist die Tatsache, dass sein Patient Bobby genau die Gewaltphantasien äußert, mit denen die tote Patientin gefoltert wurde. Der Psychologe ist hin und her gerissen – er hat keine eindeutigen Beweise in der Hand, dass Bobby für den Mord verantwortlich ist, jedoch würde er sich gerne jemandem anvertrauen. Auf der anderen Seite steht jedoch die ärztliche Schweigepflicht, so dass er beschließt, auf eigene Faust zu recherchieren. Doch ehe Joe sich versieht, steckt er ziemlich tief in der Patsche und was er auch tut, es reißt ihn immer mehr hinein. Irgendjemand will ihm eine Falle stellen und plötzlich scheint er nicht mehr Helfer oder Opfer zu sein, sondern Täter…

Was mir gleich von Beginn hat positiv aufgefallen ist, ist der Schreibstil von Michael Robotham. Dieser ist auf der einen Seite flüssig, leicht zu lesen und leicht nachzuvollziehen, auf der anderen Seite aber immer mit Spannung oder interessanten Infos gespickt. Der Psychothriller „Adrenalin“ wurde in drei „Bücher“ unterteilt, die jeweils noch in zahlreiche Kapitel unterteilt sind. Dies hat mir persönlich recht gut gefallen, da man sich so Schritt für Schritt „vorarbeiten“ konnte und bestimmte Bereiche ein Stück weit abgehakt werden konnten.

Die Charaktere werden im Laufe des Buches immer besser vorgestellt, so dass man sich ein recht gutes Bild von den Personen machen kann. Hier werden vielleicht wieder Gegner der „Ich“-Erzählersicht auf die Barrikaden gehen, denn diese ist hier vom Autor Michael Robotham gewählt worden. Hier muss ich sagen, dass mir die Erzählersicht im Grunde recht egal ist, so lange ich das Gefühl habe, dass diese stimmig zum Inhalt ist. Bei „Adrenalin“ hatte ich durchweg das Gefühl, dass die Sicht des Joe O´Loughlin genau die Richtige ist. Als Leser begleitet man den Hauptcharakter daher hautnah und bekommt Einblick in seine Gedankenwelt. Ob man alle Ansichten teilt und alle Vorhaben oder Geschehnisse von ihm gutheißt, steht natürlich auf einem anderen Blatt geschrieben, aber die „Ich“-Erzählersicht ist hier definitiv geeignet. Besonders in den Phasen, in denen die Spannung zum Zerreißen stark ist, fühlt man sich als Leser mitten im Geschehen und kann förmlich fühlen, unter welchem Druck Joe sich befindet.

Die angesprochene Spannung ist bei einem Psychothriller natürlich das „A und O“. Ohne Spannung und ohne Schockmomente, ist ein Psychothriller seinen Namen nicht wert. Hier muss ich sagen, dass das Buch Höhen und Tiefen hatte. Ich fühlte mich zwar zu keiner Zeit des Lesens gelangweilt, aber auf der anderen Seite war ich auch nicht immer zu 100 Prozent gefesselt. Was ich jedoch lobend erwähnen muss ist, dass das Buch ab etwa der Mitte bis zum Schluss hin immer steil nach oben gehende Spannungskurven aufwies und man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Hier war das im Buchtitel genannte „Adrenalin“ deutlich zu spüren. Ich war begeistert von den Wendungen, Verstrickungen und Fallen, die diese Story enthielt und fühlte mich gut unterhalten.

Alles in allem würde ich sagen, dass dieser erste Roman aus der Reihe um Joe O`Loughlin sehr gelungen ist und ich mich schon jetzt auf die weiteren Teile freue. Das Buch „Amnesie“ liegt schon parat und wird als nächstes verschlungen.